Foto: M. Rädel
Berlin, Humboldt Forum
Die so gerne verklärte – für die reiche Oberschicht schöne – Kaiserzeit war für die queere Community eine sehr schwere Zeit
Mitte Mai erscheint ein neues Buch von Benno Gammerl: „Queer – Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“. Es beschäftigt sich auch mit den Jahren, die unter queeren Gesichtspunkten gerne vernachlässigt werden, der Kaiserzeit.
Männer trafen sich heimlich auf Klappen (öffentlichen Herrentoiletten), um Sex zu haben. Liebe und Romantik waren nicht möglich. Die so gerne verklärte – für die reiche Oberschicht schöne – Kaiserzeit war für die queere Community eine sehr schwere Zeit. Aber, der Titel verrät es, Benno Gammerl lässt sein Buch nicht in der alten Zeit enden, er schlägt den Bogen bis zum Heute.
Schriftlich verrät der 1976 geborene Autor über sein Werk: „Ich hoffe, Geschichte nicht als überwundene Vorstufe einer glücklicheren oder erfolgreicheren Gegenwart zu schildern; Geschichte nicht als eine nostalgische Retrospektive zu gestalten, Erinnerung an eine Zeit, die man wiederhaben möchte. Geschichte soll uns vielmehr als lebendige Erzählung daran erinnern, dass wir nicht wissen können, wie die Zukunft wird, und uns gerade deswegen darum kümmern müssen.“
Manch eine(r) fühlt sich nicht so ganz wohl, als „queer“ zu gelten, immerhin hat #mensch dafür gekämpft, schwul, trans, lesbisch oder bisexuell leben zu können. Endlich so sein zu können, wie #mensch eben ist. Und nun wird das Erreichte unter einem „neuen“ Label zusammengefasst. Andere stören sich an „LGBTIQ*“, zu viele Buchstaben ... Es scheint so, als ob besonders in den letzten zehn Jahren viel passiert ist. Dem ist aber nicht so, die Kämpfe waren schon immer da, auch bereits zu Kaisers Zeiten. Wohl wird in den letzten Jahren aber mehr innerhalb der vielfältigen Community diskutiert.
Schriftlich verrät der Verlag über das Buch: „Wie lässt sich die Geschichte gleichgeschlechtlich liebender und gender-nonkonformer Menschen erzählen? Wie stellt sich deutsche Geschichte aus queerer Perspektive dar? Und was ist dran an der Vorstellung einer geradlinigen Emanzipation hin zur Ehe für alle und zur Abschaffung des Transsexuellengesetzes, zu der es hoffentlich bald kommen wird? ‚Queer‘ ist das erste populäre Sachbuch, das sich diesen Fragen in einem historischen Überblick widmet. Eine unverzichtbare Grundlage für die Debatten unserer Zeit.“ Ein interessantes und wichtiges Buch! „Queer – Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“ erscheint am 15. Mai bei www.hanser-literaturverlage.de