Rosa von Praunheim erzählt in „Härte“ die Kindheit und Jugend des ehemaligen Zuhälters Andreas Marquardt. Ein harter Stoff, weil der Film auch über den Missbrauch des Jungen durch seine Mutter berichtet. Hanno Koffler spielt Andreas Marquardt. Ein Gespräch über gute und schlechte Regisseure, überraschende Ergebnisse und warum es schön ist, konzentriert zu arbeiten.
ROSA VON PRAUNHEIM RUFT EINEN AN UND BIETET EINEM DIESE ROLLE AN. WAS PASSIERT DANN?
Dann freut man sich als Schauspieler erst mal sehr über das wirklich gute Buch und möchte das gerne machen. Außerdem kannte ich Rosa vom Hörensagen und wir hatten uns auch einmal getroffen. Ich mag Sachen, die außerhalb meiner Komfortzone liegen, die mich herausfordern. Und diese Konstellation, das Buch mit diesem Regisseur und dieser Rolle, hat mich sehr gereizt.
IST ROSA EIN GUTER REGISSEUR?
Was ist das, ein guter Regisseur? Die Regie-Schauspiel-Beziehung ist keine einfache und es kommt da immer mal zu Konflikten, was auch gut und richtig so ist. Das ist ja der Prozess, das gehört einfach dazu, das macht es am Ende besser. Es war ja mehr oder weniger das erste Mal, dass Rosa mit professionellen Schauspielern gearbeitet hat, und er sagt ja selbst, dass er nicht viel über die Arbeit mit Schauspielern wusste. Also haben wir uns auseinandergesetzt. Was es besser gemacht hat, weil es dadurch intensiver und tiefer wurde. Regiearbeit ist oft auch nicht so einfach zu beschreiben, weil es da um Wechselwirkungen und einen Energieaustausch geht. Dazu kam aber natürlich.: Rosa hatte für diesen Film ein ganz klares ästhetisches Konzept, das ich sehr spannend, aber auch sehr mutig fand, und das voll aufgegangen ist. Das hätte auch total schiefgehen können. Ich finde, Rosa war genau der richtige Regisseur für diesen Film, das sieht man am Ergebnis.
WÜRDEST DU WIEDER MIT IHM ARBEITEN?
Das kommt, wie bei jedem anderen Projekt auch, auf das Drehbuch an, das er mir anbietet. Wenn nochmal so was Tolles wie Härte kommt, ja.
HAST DU ANDREAS MARQUARDT GERN GESPIELT?
Ja. Natürlich hatte ich Respekt, weil Andy eine lebende Person ist, der ich auch gerecht werden wollte. Aber, er stand von Anfang an hinter der Idee, dass ich ihn spiele, und wir hatten vor den Dreharbeiten viel miteinander zu tun. Ich war dreimal die Woche bei ihm beim Karate-Training und wir haben fast jeden Tag telefoniert oder gequatscht, was mir eine große Sicherheit und Freiheit gegeben hat. Ich mag es aber auch einfach, dass die Rolle so physisch ist
IHR HABT ALLE INNENAUFNAHMEN IM STUDIO GEDREHT, VOR PROJEKTIONEN, ES GAB SO GUT WIE KEINE KULISSEN UND EINE SEHR STRENGE KAMERAFÜHRUNG. HAT ES DAS FÜR DICH, ALS JEMAND, DER VIEL THEATER SPIELT, GEMÜTLICHER GEMACHT?
Gemütlich war das überhaupt nicht, nein. Aber es hat zu einem unglaublichen intensiven und dichten Arbeiten geführt, was dem Film, glaube ich, sehr, sehr gut getan hat.
HAT ES DICH GEWUNDERT, DASS JEMAND WIE ROSA DIESEN STOFF BEARBEITEN WILL?
Ja. Aber das machte es ja spannend. Ich habe mich vorher nicht intensiv mit Rosas Arbeiten beschäftigt, konnte also nicht beurteilen, was er so macht, wusste aber, dass er jemand ist, der rausgeht und Stoffe findet und spannende Menschen entdeckt. Insofern, ist es vielleicht doch nicht so verwunderlich, dass es gerade Rosa ist, der Härte gemacht hat.
JÜRGEN LEMKE, DER AUTOR DES BUCHES HINTER DEM FILM, UND ROSA SIND BEIDES SCHWULE MÄNNER UND ES KAUM JEMAND VORSTELLBAR, DER HETEROSEXUELLER IST ALS ANDREAS MARQUART. WIE GEHT DAS ZUSAMMEN?
Gut, siehst du ja. Sollen wir uns 2015 wirklich noch Gedanken darüber machen, ob schwule Männer heterosexuelle Stoffe erzählen können? Das ist doch Quatsch.