Sein Lebenslauf regt an, sich mit seiner Kunst auseinanderzusetzen. Erste Erfahrungen machte Maximilian Magnus bei seinem Vater im Atelier Schmidbauer, wo er später auch die Academy of Scenic Painting and Arts gründete und dort für drei Jahre seine eigenen Schüler unterrichtete (www.Kulturegg.com).
2007 folgte dann ein Stipendium bei Robert Wilsons The Watermill Center in New York, 2013 eine Performance beim Musaramix Festival in Jerusalem, dazwischen bis heute Ausstellungen und Festivals unter anderem in São Paulo, Miami, Moskau, München, Berlin, Barcelona. Zudem betreute der studierte Kulissenmaler die Performance von Norah Jones und Rufus Wainwright in der Residence im Willem De Kooning Studio. Interessant ist auch, dass er als erster Künstler nach De Koonings Tod in seinem Studio lebte, arbeitete und ausstellte. Anschließend kreierte Maximilian Magnus die Basis der Residency im Willem De Kooning Studio. Gerade arbeitet er in São Paulo an neuen Bildern.
HAT DEINE HERKUNFT EINFLUSS AUF DEINE KUNST?
Mit Sicherheit. Ich bin im Unterallgäu aufgewachsen, mit viel Luft und Land um mich herum. Mein Vater ist Bühnenmaler, mein Großvater Bildhauer und Illustrator, meine Mutter Keramikerin und Kulturpädagogin und meine Schwester Schauspielerin.
DEINE MUTTER ERWÄHNST DU AUCH AUF DEINER HOMEPAGE ...
Wir sind eng miteinander verknüpft, was die Spiritualität angeht.
WÜRDEST DU DICH ALS EINEN SPIRITUELLEN MENSCHEN BEZEICHNEN?
Ja. Wenn allerdings zu viel darüber gesprochen wird, mag ich es nicht. Es soll nicht zu sehr hineininterpretiert werden. Wenn aus einer einfachen, kleinen Sache zu viel gemacht wird, glaube ich es nicht mehr. Das gilt auch für die Kunst. Über einen Künstler soll kein geschwollener Überbau entstehen! Es gibt Bücher über Künstler, die ich kenne, in denen stehen viele Dinge. Doch mitunter weiß ich: Der will einfach nur malen. Richter hat das mal ganz fantastisch in einem Interview gesagt, als er gefragt wurde, was da nun gerade intellektuell passieren würde. Er antwortete sinngemäß: Wie bitte? Ich male gerade ein Bild. Also lasst mich in Ruhe.
TICKST DU ÄHNLICH?
Ja, durchaus. Ich will kein Geschwafel über mich hören oder lesen. (grinst)
WIE WAR DEINE ARBEIT BEI UND MIT ROBERT WILSON?
Er hat mich zu sich eingeladen, damit ich dort Workshops gebe. Er fühlte wohl, dass wir zusammenpassen. Robert Wilson beobachtet genau, was und wie man so arbeitet während des Sommerprogramms in Watermill. Eines Tages pflanzten wir einen Baum mit viel Hingabe und Sorgfalt. Anhand seiner Beobachtungen solcher Momente entschied er, wo ich und meine Mitpflanzer später auf seiner Bühne performen sollen.
WAR DER USA-AUFENTHALT WICHTIG FÜR DICH?
Ja, dort begann meine Karriere.
DEINE KUNST ...
Ich arbeite ja mit verschiedenen Kunstrichtungen: Video, Foto, Tanz, Malerei und Musik. Die Malerei ist für mich dabei immer der erste Schritt und die unverblümte Reflexion meiner Emotion und deswegen auch am ausdrucksstärksten für den Betrachter. Ich werfe das, was ich erlebe, dorthin. Meine Inspiration ist mein eigenes Leben. Der Weg zum Bild oder zum Video, das ist die Arbeit. Bei einem Video brauche ich immer noch zwei Profis, die mir das Technische abnehmen. Ich konzentriere mich voll und ganz auf das Video, das entstehen soll.
SCHMÄLERN DER TECHNISCHE AUFWAND UND DIE BENÖTIGTE ZEIT DIE LUST AUF DIESE KUNSTFORM?
Videoproduktionen haben viel mit Planung zu tun und Pünktlichkeit. Die Arbeit dorthin ist wirklich viel, in mir kocht es, und dann versuchen wir, es in ein paar Stunden umzusetzen. Beim Malen ist es oft so, dass ich das, was mich bewegt Leid, Glück, eben Emotionen ungezügelt umsetzen kann. Manchmal merke ich auch, dass ein Bild nur ganz okay ist, dann ist die Arbeit jedoch scheiße. Dann zerstöre ich es mit viel Hingabe und es passiert das, was mir so wichtig ist: Das Ursprungswerk und die Zerstörung dessen ergeben ein neues Ganzes! Und sind dadurch stimmig.
PÜNKTLICHKEIT ... BIST DU EIN STRENGER MENSCH?
Ja, ich erwarte es aber nicht mehr von anderen. Doch ich schätze es sehr! Ich bin so, seitdem ich klein war. Ich brauche das, um mich bei der Kunst völlig fallen zu lassen. Nur wenn der Tag sonst organisiert ist, kann ich mich hingeben und kreativ sein. Wenn ich nach Stunden wilden Schaffens total erschöpft und unsicher, wo oben und unten ist, aus meinem Studio krieche, dann fängt mich die vorher geschaffene Ordnung auf!
*Interview: Michael Rädel