Foto: Mirko Nagel
Bo Larsen
Das vielverwendete Wort Senkrechtstarter passt auf ihn auf jeden Fall! Der dreißig Jahre junge deutsch-dänische Wahl-Berliner ist einer DER wichtigsten jungen Künstler des Landes. Uns empfing er in seiner Wohnung in der Hauptstadt.
WORAUF LEGST DU WERT BEI EINEM GEMÄLDE?
Meine Gemälde sind dem abstrakten Expressionismus zuzuordnen. Wie auch bei diesem Bild hier (er zeigt auf ein großformatiges Ölgemälde in Mint, „Shot Stripes“) geht es mir immer darum, ein Gefühl auszudrücken. Bei meinen Bildern mache ich immer ein Gefühl zum Thema. Das Bild hinter dir heißt „Bangladesch“, inspiriert hat mich eine Dokumentation über den Eisenbahnbau in diesem Land. Das Bild erinnert an Sumpf, Palmen, einen Fluss ... es bildet aber nichts direkt gegenständlich ab. Die Grüntöne und das Blau sind hierbei das Wichtige. Manche Betrachter erinnert es auch an eine moderne Interpretation von Monet, aber das war nicht meine Absicht. Zu den großformatigen Gemälden „Mirage I, II und III“ wurde ich von Luftspiegelungen inspiriert, die ich an heißen Tagen auf dem Tempelhofer Feld sah. Sie zeigen die verschwommenen, übereinander fließenden Wahrnehmungen einer Landschaft.
WIE LANGE DAUERT ES, BIS EIN WERK FERTIG IST?
Öl dauert sehr lange, um zu trocknen. Es wird immer wieder eine Farbschicht aufgetragen, mit dem Pinsel oder mit der Rakel, dadurch entsteht eine Art 3D-Effekt ... Das Malen dauert einige Monate, das Trocknen dann noch mal über ein halbes Jahr.
WIE KAMST DU ZUR KUNST?
Ich habe schon immer gemalt, habe dann aber zuerst Film studiert. Ich dachte, dass ich mit diesem Medium mehr ausdrücken könnte. Vor etwas über fünf Jahren habe ich dann aber wieder angefangen zu malen. Anders als beim Film kann ich hier alles ausdrücken, was ich will. Es ist kein Produkt von vielen ... Dann hatte ich meine erste Ausstellung in Berlin, und die war ziemlich erfolgreich! (grinst)
DAS IST WIRKLICH ETWAS BESONDERES. WIE WICHTIG WAR DAS INTERNET?
Sehr wichtig, es half mir unglaublich. Instagram, Facebook, so kam ich an meine ersten und wichtigsten Kontakte. Inzwischen bin ich bei fine art berlin project spaces unter Vertrag. Ich hatte wahnsinnig viel Glück und habe den Galeristen Henner Merle kennengelernt. Ich zeigte ihm meine Kunst, er lud mich dann zu sich ein. Das Treffen ist sehr gut gelaufen und wir hatten sofort einen Draht zueinander. Er und sein Team organisieren für mich alles Geschäftliche, ich bin kein Geschäftsmann. Sie fragten mich, an was ich gerne mal arbeiten würde – mein großer Traum war, großformatig Öl und/oder Acryl auf Leinwand zu malen. Das haben sie sofort unterstützt, haben mir ein Atelier und die Materialien gestellt und mir ansonsten völlig freie Hand gelassen.
SIE VERTRAUEN DIR.
Ja, sie mögen meine Kunst und unterstützen mich. Ich bin kein Künstler, dem es genügt, wenn ihm selbst die Kunst gefällt. Ich freue mich, dass auch mein Galerist und die Käufer meine Kunst schätzen.
WAS HAST DU FÜR 2017 GEPLANT?
Die zunächst wichtigste Sache wird meine Einzelausstellung zum Berliner Gallery Weekend Ende April sein. Hierfür haben wir einen tollen Raum in Kreuzberg, das Warehouse von RUG STAR, gefunden. Anfang März hat mein Galerist eine Sneak Preview im kleineren Kreis durchgeführt, die neugierig auf Mehr gemacht hat. Im Februar habe ich mich auch an der ArtCharity von Elledorado beteiligt. Dann ist eine Ausstellung in Hamburg geplant. Und wir suchen Kooperationspartner in den USA, wobei Henner schon seine Fühler in New York, Miami und Los Angeles ausgestreckt hat. Mal sehen ...
*Interview: Michael Rädel
www.facebook.com/bolarsenkunst