Dikla Stern
1972 in Tel-Aviv geboren, in Deutschland aufgewachsen. Dikla Stern studierte Grafikdesign und Kunst am Avni-Institut of Art & Design in Tel-Aviv und absolvierte ihr Masterstudium in Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Medienwissenschaft und Philosophie an der Hochschule Mannheim, Fakultät für Gestaltung. Am 11. März eröffnet ihre Ausstellung „Schöne neue Welt“ im Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels.
Was ist weiblich, was ist männlich? Oder gibt es gar keine Zweigeschlechtigkeit, sondern nur Mischformen? Ein Thema, dessen sich auch die Künstlerin Dikla Stern schon angenommen hat. Ihre Werke zeigen oft Schönheiten, deren Geschlecht nicht eindeutig einzuordnen ist. Oder man denkt, dass das Geschlecht klar zu erkennen ist, und liegt falsch.
DEIN BILD „WELTENKINDER“ ZEIGT KEINEN MANN, ODER? Ob „Weltenkinder“ eine Frau ist? In „Weltenkinder“ geht es vorrangig um Menschenwesen mit ihren vielen verschiedenen Anteilen, per se erst mal nicht definiert. Es bleibt frei, ob man ein geschlechtsloses Wesen sehen möchte, einen Mann mit gelebten weiblichen Charaktereigenschaften, eine Frau in männerbehafteten Verhaltensweisen, einen Asexuellen oder eine Kombination aus weiblichen und männlichen Anteilen in verschiedenem Maße in einer Person. Also aus dem, was alle Menschen in verschiedenen Kombinationen besitzen und es entweder zeigen wollen, dürfen oder können.
GLAUBST DU AN DIE ZWEIGESCHLECHTIGKEIT? Für mich existiert vorab auf der einfachsten Stufe nur ein biologischer Unterschied von Frau und Mann in verschiedener Ausprägung der Geschlechtsmerkmale mit dem dazugehörigen genetischen Einfluss (verschiedenen Anteilen und biochemischen Abläufen) und wiederholenden, teilweise ähnlichen Strukturen und Verhaltensweisen in der Basis. Danach hört für mich die Unterscheidung auf. Von da ab zählen soziale Strukturen, Gesellschaftsformen, politische Ideologien und die daraus resultierende „gesellschaftliche Zweigeschlechtlichkeit“. Aber das Innere eines jeden Einzelnen ist weitaus mehr als nur eine Unterteilung in „Mann oder Frau“. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in circa vierzig Generationen diese Begriffe und Aufteilung nicht mehr geben wird. Die Aufteilung Mann/Frau ist eine Diskriminierung genauso wie die Begriffe schwul/lesbisch. Wenn man aber erkennt, dass wir alle gleich sind, mit verschiedenen Anteilen, dann wird man vielleicht sagen: „Das ist Mensch – männlicher Natur mit starkem männlichen/weiblichen Anteil“, oder „Das ist Mensch – weiblicher Natur mit starkem weiblichen/männlichen Anteil“, unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Anzahl der Partner und dem Lebensmodell für beide Geschlechter. Dabei gibt es weder richtige noch falsche Identitäten – nur verschiedene.
*Interview: Michael Rädel