Tumtum von Gil Yefman im Glashof des Jüdischen Museums Berlin, Foto: Jens Ziehe
Seit Mitte Mai zeigt das Jüdische Museum in Berlin in der Ausstellung „Sex. Jüdische Positionen“ Exponate aus 2000 Jahren jüdischer Kultur. Eine Kultur, die eng mit unserer verwoben ist. Auch in Sachen Sexualität und Moral.
Denn kaum eine Religion ist uns näher, ist doch die „eine Hälfte der Bibel“, das Alte Testament, weitgehend identisch mit der hebräischen Bibel des Judentums – wobei anzumerken ist, dass es das Alte Testament im Judentum nicht gibt, die hebräische Bibel ist der „Tanach“, bestehend aus den drei Teilen „Thora“ (Lehre), „Nevi'im“ (Propheten) und „Ketuvim“ (Schriften) zusammen. Wie alle Religionen der Welt beschäftigt sich auch das Judentum mit dem Thema Sex. Und das nicht nur als Mittel zur Fortpflanzung. „Sexualität ist ein universelles Thema – und wir beleuchten die zentrale Bedeutung von Sexualität im Judentum. Wir wollen vielfältige Anknüpfungspunkte bieten: für verschiedene Generationen und unabhängig von der individuellen Lebenserfahrung und Prägung“, so die Direktorin des Jüdischen Museums, Hetty Berg, dazu. „Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig die Auffassungen von Sexualität innerhalb des Judentums sind. Damit tritt das JMB verbreiteten Klischees jüdischer Lebenszusammenhänge entgegen.“
Die noch bis zum 6. Oktober laufende Ausstellung „Sex. Jüdische Positionen“ beleuchtet mithilfe der Kunst und anhand von Exponaten aus 2000 Jahren den Umgang des Judentums mit Themen wie Erotik und Lust, zeigt, welche Debatten Jüdinnen und Juden über Sexualität führen und welche Haltungen sich zur diversen LGBTIQ*-Community ergeben. Denn diese sind – wie auch bei den Christen, Hindus und Moslems – nicht immer gleich, die Meinungen orthodoxer Jüdinnen und Juden unterscheiden sich stark von denen liberaler Jüdinnen und Juden, was TikTok-Kommentator*innen sagen, ist selten das, was talmudische Gelehrte schrieben, kann sich aber mit dem überschneiden, was aktuelle Künstler*innen denken.
Auch Traditionelles wird in der Ausstellung hinterfragt und dargestellt, wie die Ausstellungskuratorin Miriam Goldmann verrät: „Ehe und Zeugung kommt eine zentrale Bedeutung zu, ebenso wie dem sexuellen Begehren und seiner – nach heutigem Verständnis – möglichen Kontrolle. Die Exponate stellen soziale Normen in Frage, verweisen auf sexuelle Tabus und verweisen darauf, was Sexualität jeweils für die individuelle Identität bedeutet. Auch die der Spiritualität innewohnende Erotik verdeutlichen wir mit Beispielen aus Ritus, Kunst und Literatur. Die Ausstellung öffnet den Blick für das weite Spektrum jüdischer Haltungen und zeigt, wie sich heutige jüdische Positionen zu Sexualität zu den traditionellen Debatten verhalten.“ Eine Ausstellung, die #mensch sich gönnen sollte, denn das Judentum ist so viel mehr, als wir denken – und so vielfältig und spannend wie Sexualität.
„Sex. Jüdische Positionen“, bis 6.10., Jüdisches Museum, Lindenstraße 9 – 14, Berlin, www.jmberlin.de
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