Foto: xamax
Salomé
Legendär: Salomé live bei „Chantals House of Shame“ 2010
Der 1954 in Karlsruhe geborene Künstler erlangte ab den 1980ern international große Bekanntheit. Künstler wie Henning von Berg, Joko Koma und Romy Haag schätzen ihn und seine Kunst, selbst Helmut Newton arbeitete mit ihm zusammen. Wir telefonierten mit ihm über seine Kunst und das Leben.
Woran hast du zuletzt gearbeitet?
An japanischen Bildern, das waren Eindrücke, die ich bei meinem letzten Japan-Besuch gesammelt habe, die ich verarbeite. Ich habe auf Stoffe, die ich dort gefunden habe, japanische Ikonen gemalt. Etwa den Fugu-Fisch, den Kaiserpalast … Ganz zuletzt habe ich an Seerosen auf Blattgold gearbeitet.
Klingt nach teuren Materialien.
Es war Schlaggold, dann ist das nicht so teuer. (grinst)
Was inspiriert dich am meisten?
Natürlich der Mensch, als Zweites die Natur, als Drittes andere Kulturen, wenn man es so breit sagen möchte.
Du warst auch als Performance-Künstler*in sehr erfolgreich. Hast du dir auch von anderen Kulturen angeeignet?
Ja, natürlich, das passiert ja zwangsläufig, weil man sich mit dieser Kultur auseinandersetzt und sie auch dem Betrachter näherbringen will. 1981 bin ich zum Beispiel auf die Kultur der Sumo-Ringer gestoßen, die war hier noch relativ unbekannt. Es faszinierte mich, dass diese überfülligen Männer einen wahnsinnig eleganten und schnellen Sport betreiben.
Kulturelle Aneignung steht heute in der Kritik.
Das finde ich merkwürdig. Es geht in der Welt doch immer um die Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Man setzt es in die eigene Realität um, da sehe ich keine kulturelle Aneignung.
Welche Kunstform ist dir die liebste?
Malen! Man ist mit sich selbst beschäftigt und kann in seine ganz eigene Welt abtauchen, die ein Außenstehender gar nicht mitbekommen muss. Man ist mit sich selbst beschäftigt. Bei Performance ist es immer auch theatralisch, es hat etwas mit Auftreten zu tun, mit der Vermittlung von Bildern.
Du hast einmal den von dir verspürten Jugendwahn in der Community thematisiert.
Nun, das ist so, es ist kein neues Phänomen, das gab es schon immer. Auch als älterer Schwuler muss einem bewusst sein, dass die Zeit der sexuellen Attraktion vorbei ist. Wenn man jung ist, interessiert das einen nicht, das wächst mit der Zeit. Das geht jeder schwulen Generation so: Irgendwann bist du eben draußen.
Haben die Schwulen mit der Daddy-Community nicht etwas Inklusives am Start?
Hm, wenn man auf jung steht, kann das klappen. Aber wenn man auf Gleichaltrige steht, wird es schwieriger, einen attraktiven Mann zu finden.
Was würdest du den heutigen Aktivisten, die oft vor allem im Internet wirken, gerne mit auf den Weg geben?
Gemeinsame Ziele wie die Ehe für alle, auch die Adoption und das Personenstandsrecht sowie die Gleichstellung in der Gesellschaft. Dahinter sollten alle stehen. Das sind die großen gemeinsamen Ziele. Aber sonst muss jeder wissen, was ihm wichtig ist, wofür er kämpfen will.
Hast Du es je bereut, nach Berlin gezogen zu sein?
Gar nicht. Karlsruhe war eine furchtbar spießige Beamtenstadt in den 70ern. Für mich war mein Schwulsein allerdings nicht der Grund, nach Berlin zu gehen. Sondern, weil ich Kunst studieren wollte. Hier habe ich meinen Weg gefunden und habe mein Kunststudium unter nicht unanstrengenden Umständen abgeschlossen. Ich hatte das Glück, dass ich danach schnell international bekannt wurde.
*Interview: Michael Rädel