Army of Lovers
Jean-Pierre, La Camilla und Alexander 1990, Foto: Stockholm Records
„Hurrah Hurrah Apocalypse“, die erste DVD der schrillen Schweden um Alexander Bard mit allen Army-of-Lovers-Videos und mit einer makaberen Geschichte erschein vor wenigen Monaten. Wir sprachen mit Mastermind Alexander.
Alexander, Popmusik scheint dir sehr wichtig zu sein, aber deine Wurzeln gehen weiter zurück, du warst ja auch als Transe unterwegs ...
Ich liebe Pop. Ich liebe dreieinhalbminütige Poplieder. Es ist eine fantastische Möglichkeit, sich als Künstler auszudrücken. Meine wichtigsten Einflüsse waren ABBA und Kraftwerk. So richtig interessiert war ich nie an Transenshows, aber ich war immer interessiert an Kultur, die als „camp“ gilt. Ich wollte sie verändern und neu definieren. Army of Lovers waren natürlich ein extrem campy Projekt. Und irgendwie auch die ultimative Transenshow, denn wir schrieben unsere eigenen Lieder und die Titten der Mädels waren aus echtem Fleisch!
Wie gehst du beim Komponieren vor? Beginnst du mit einer Melodie oder mit dem Text? Mit einem Thema?
Ich beginne mit den Akkorden, dann kommt die Melodie und erst dann der Text. Aber manchmal habe ich extrem inspirierte Momente und alles passiert gleichzeitig. „Crucified“ schrieb ich in weniger als 15 Minuten. Bei guten Liedern ist das so, ein dramatisch-kreativer Augenblick und plötzlich ist ein Lied da.
Jean-Pierre ist auch bei deinem neuen Projet B.W.O. involviert ...
Jean-Pierre Barda und ich wurden Freunde, NACHDEM sich Army of Lovers getrennt hatte. Es war immer schön, mit ihm Lieder zu schreiben, weil er lauter verrückte Ideen hat. Sein Geist ist so verworren. Der einzige Grund dafür, dass er kein „Vollzeit“-B.W.O.-Bandmitgied ist, ist der, dass er kein Musiker ist, B.W.O. aber eine echte Band sind und bei Auftritten live spielen. Was die Sprechstimme angeht: Ich denke, es ist dumm, nur Hip-Hopper auf Platten sprechen zu lassen. Ich habe es immer verteidigt und unterstützt, dass auch Texte von Europäern gesprochen auf Platte zu hören sind. Das hat sich bei Alcazar und Army of Lovers ausgezahlt, aber auch bei anderen, etwa bei den Pet Shop Boys.
Ist es in der Popwelt noch schwer, schwul zu sein?
Nein, nicht in der Popwelt. Sicherlich, Heteros wollen eigentlich nur noch Hip-Hop und Rock veröffentlichen, aber die Rolle der Frau sollte man nicht unterschätzen – und die der vielen Schwulen auch nicht. Die stehen auf Pop. Ich musste mich nie verteidigen, weil ich schwul bin, sondern weil ich Pop machen will – nichts anderes als großartigen Pop.
*Interview: Michael Rädel