Ace of Base 2010
Ace of Base 2010
Vor ungefähr zwanzig Jahren begannen Ace of Base ihren Siegesszug um die Welt und beherrschten fortan mit Hits wie „Life Is a Flower“, „All That She Wants“ und „Beautiful Life“ die Radios.
2010 kehrten sie nach sieben Jahren Pause zurück – mit zwei neuen Sängerinnen: Clara und Julia. Den Fans scheint es zu gefallen, und so schoss das Album „The Golden Ratio“ direkt in unsere Top 20. Für uns führte Katja Schwemmers ein Interview mit den „The Sign“-Stars.
ULF, WIE LEBT ES SICH DENN JETZT WIEDER ALS GESTRESSTER POPSTAR?
Verglichen mit den drei Jahren davor ist das jetzt eine angenehme Phase. Nun haben wir endlich unser neues Album in den Händen. Darüber zu sprechen und die Songs live zu performen, ist der spaßige Part.
WIE SCHWIERIG WAR ES DENN, NACH EURER PAUSE VON SIEBEN JAHREN WIEDER EINEN PLATTENVERTRAG ZU BEKOMMEN?
Das war eigentlich weniger das Problem. Es war eher die Frage, wie viel unsere zukünftige Plattenfirma für uns tun würde. Am Ende hat sich herauskristallisiert, dass wir uns mit Universal in Deutschland am wohlsten fühlen. Unser Debüt erschien 1993 auch bei Universal.
IST ES EIN ANDERES MUSIKBUSINESS, IN DAS IHR NUN ZURÜCKKEHRT?
Oh ja, alles ist anders. Als wir die Plattenindustrie Anfang des Jahrtausends verließen, hatten die Labels viele Probleme aufgrund von Internetpiraterie, Napster und all dem Zeugs. Heutzutage nutzen wir als Künstler das Internet zu unserem Vorteil: Über Facebook und Twitter sind wir nun viel näher dran an unseren Fans – das ist fantastisch.
IHR HABT ZWEI NEUE GIRLS IN EURER BAND. CLARA HAGMAN HAST DU ENTDECKT, ALS DU IN DER SCHWEDISCHEN AUSGABE DER CASTINGSHOW „POP IDOL“ ALS JUROR TÄTIG WARST. WAS DACHTEST DU, ALS DU SIE DAS ERSTE MAL SINGEN HÖRTEST?
Ich dachte nur, bitte lass’ sie den Wettbewerb nicht gewinnen! Es war die unglaublichste Stimme, die ich seit langem gehört hatte. Sechs Monate zuvor war ja schon Julia Williamson zu uns gestoßen und wir suchten noch nach einer weiteren starken Stimme. Clara war vom ersten Moment an meine erste Wahl.
ALSO HAST DU SELBSTVERSTÄNDLICH NACHGEHOLFEN, DASS CLARA DIE CASTINGSHOW NICHT GEWINNT?
Natürlich nicht! Hundertprozentig sicher konnte ich mir gar nicht sein, dass sie zu uns passt. Es ist ein Unterschied, ob du Duffys „Warwick Avenue“ und andere Songs coverst oder neue Lieder im Studio einsingst. Außerdem suchten wir eigentlich jemanden im Alter von Mitte zwanzig, und Carla ist erst 19 Jahre jung. Im Dezember letzten Jahres sind wir nach Warschau gefahren und haben einen dreitägigen Workshop mit ihr abgehalten. Sie war so viel besser als jede andere und gab sich so reif und entspannt, da spielte das Alter dann keine Rolle mehr.
DIE BANDCHEMIE MUSS DENNOCH SEHR ANDERS SEIN HEUTZUTAGE ...
Oh ja, früher waren wir wirklich eine Familie aus Brüdern und Schwestern. Das hat seine Vor- und Nachteile. Mit den neuen Mädchen ist es auch für Jonas und mich wieder sehr neu und aufregend. Es ist ein Wow-Gefühl! Als wir in ihrem Alter waren, fingen wir gerade mit Ace Of Base an. Die Mädels geben uns eine Menge Inspiration und Energie, die bei jungen Menschen ganz natürlich ist.
HABT IHR EUREM SOUND BEWUSST EINE FRISCHZELLENKUR VERPASST?
Die neue Platte entstand ja in einem dreijährigen Prozess: Ein Jahr haben wir das Comeback vorbereitet. Ein Jahr haben wir Songs geschrieben. Ein weiteres das Album produziert. In diesem Zeitraum war es eine der größten Herausforderungen, den Ace-of-Base-Sound von 2010 zu finden. Wir mussten uns die Frage stellen, wie viel wir von unserem Klang aus den frühen Neunzigern dazugeben und bis zu welchem Maße wir versuchen sollten, uns musikalisch neu zu erfinden. Wir haben so viel ausprobiert. Ich glaube, es gibt von jedem Song auf der Platte über vierzig verschiedene Versionen.
DAS KLINGT NACH HARTER ARBEIT.
Ja, es war schwierig. Das Album hat deshalb nicht nur einen Sound. Bei „Black Sea“ experimentieren wir beispielsweise mit Live-Drums und ganz alten analogen Synthesizern aus der Human-League-Ära der frühen Achtziger. Und dann sind da Stücke wie „One Day“ und „Blah, Blah, Blah on the Radio“ mit einem modernen Ragga-Sound. Die junge Generation, die das von uns nicht mehr kennt, denkt vermutlich, es würde wie „Alejandro“ von Lady Gaga klingen, dabei orientiert sich „Alejandro“ in der Art der Melodie und Produktion eindeutig an Ace of Base.
LADY GAGA SOLL SICH JA ALS FAN VON EUCH GEOUTET HABEN!
Ja, auch Katy Perry. Das ist natürlich eine Ehre für uns, wenn die erstaunlichsten weiblichen Vokalistinnen und Popstars der Welt Fans unserer Band sind.
WELCHE BEDEUTUNG HABEN FÜR EUCH DIE SCHWULEN FANS?
Ihnen verdanken wir vermutlich, dass Ace of Base überhaupt so groß geworden sind – besonders in den USA. „All That She Wants“ hörte man dort zuerst auf den Dancefloors der Schwulenclubs und dann im Radio. Sie sind auch die loyalsten Fans von allen. Wir versuchen, etwas zurückzugeben, indem wir den Gay-Aktivisten Dan Savage und sein Projekt „It Gets Better“ unterstützen. Das soll jungen homosexuellen Teenagern helfen, sich in der Schule nicht fertigmachen zu lassen. Es soll ihnen Mut geben sowie die Perspektive und Hoffnung, dass sich die Umstände für sie verbessern, denn es passiert derzeit leider sehr häufig, dass Jugendliche deshalb Selbstmord begehen. Es ist wirklich fürchterlich. Die Tatsache, dass wir neben anderen für die Schwulenbewegung bedeutenden Bands und Celebritys um Unterstützung für die Kampagne gebeten worden sind, zeigt ja schon, dass wir mit der Szene eng verbunden sind.
•Interview: Katja Schwemmers
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