
Foto: S. Bradley
Der Musiker, der sich als Musiker einfach Christopher nennt, hat in seiner Heimat Dänemark eine sehr treue Fangemeinde. Vor seinem Konzert in Hamburg warten schon nachmittags etliche Däninnen vor der Großen Freiheit, um später bei seinem Gig in der ersten Reihe stehen zu können.
Der Sänger selbst tummelt sich ganz relaxt im Backstage-Bereich. Er bietet Getränke an, bevor das Interview startet. Lampenfieber scheint er nicht zu haben, zumindest jetzt noch nicht. Voller Enthusiasmus redet Christopher, rein äußerlich Typ kalifornischer Surfer-Boy, über sein neues Album, das nicht ohne Grund „Fool's Gold“ heißt. Die Songs, erzählt der 33-Jährige, habe er geschrieben, nachdem seine Karriere dank seiner Hauptrolle im Netflix-Streifens „A beautiful Life“ quasi explodiert sei: „Mir wurde eine Welttournee angeboten, zeitgleich bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. Dadurch steckte ich in einem Dilemma und fragte mich: Wie soll ich mich entscheiden? Für oder gegen die Shows?“
Letztlich tourte er doch acht Monate, allerdings mit einem ziemlich schlechten Gewissen: „Ich hatte das Gefühl, Narrengold hinterherzujagen. Also einem Material, das zwar aussieht wie Gold, aber eben nicht echt ist.“ Diese innere Zerrissenheit war der Motor für einige Lieder, etwa für die eingängige Popnummer „Lose a You“: „Dieses Stück ist eine Hommage an meine Frau. Fakt ist: Es wäre schlimmer für mich, sie zu verlieren, als umgekehrt.“ 2019 hat der Musiker das Model Cecilie Haugaard geheiratet, das Paar hat zwei Töchter. Seine Familie, sagt Christopher, stehe für ihn an erster Stelle: „Sie ist mein Fundament. Trotzdem lebe ich mit der Musik meinen Traum. Ich hoffe, dass meine Kinder das eines Tages verstehen und selber eine Leidenschaft für irgendetwas entwickeln werden.“
Stichwort Nachwuchs: Handelt die berührende Ballade „Be home soon (Alberte's Song) von einer seiner Töchter? Nein, erklärt Christopher: „Ich habe diesen Titel der Tochter von einem meiner besten Freunde gewidmet. Sie hat als Vierjährige Leukämie bekommen.“ Ihr Schicksal hat den Dänen nicht bloß berührt, sondern ihn dazu gebracht, kritisch mit sich ins Gericht zu gehen: „Normalerweise kreist man vor allem in seinem eigenen Universum um sich selbst. Aber wenn so ein kleines Mädchen krank wird, rückt das die Dinge wieder in die richtige Perspektive.“ Christopher hat inzwischen begriffen: „Meine Probleme sind nichts im Vergleich zu so einer schweren Krankheit. Ich sollte einfach dankbar für die Momente sein, die ich mit jenen Menschen verbringen kann, die ich liebe.“
Nachdenklich gibt sich auch „Permanent Scars“. In diesem Lied erzählt Christopher von den emotionalen Narben, die ihm eine vergangene Beziehung zugefügt hat: „Das Leben hinterlässt bei uns allen Spuren. Ich bin da keine Ausnahme.“ Musikalisch schlägt das Stück einen Bogen zu jenen Musikern, die Christopher schon immer inspiriert haben – von Ed Sheeran über Snow Patrol bis zu Coldplay. Mal regiert die akustische Gitarre, mal schiebt sich eine eindringliche Melodie in den Vordergrund. Egal, welchen Kurs diese Nummer einschlägt, sie verliert nie ihre Ohrwurmqualität: „Dieser Song trägt wirklich meine DNA in sich.“ Obwohl Christopher privat auch gern Hip-Hop hört, wäre er niemals auf die Idee gekommen, musikalisch in diese Richtung zu streben: „Ich bin halt ein Popkünstler und finde es wichtig, mir selbst treu zu bleiben.“
*Interview: Dagmar Leischow