Foto: www.thomasfleischmann.com
Der Moderator von Sky Sport News ist allen bekannt, die sich für Sport interessieren. Sein mediales Coming-out hatte der ehemalige Solist eines Knabenchors 2022 während der umstrittenen Fußballweltmeisterschaft in Katar, als das gastgebende Land durch unverhohlene Homophobie von sich reden machte. Thomas Fleischmann war mutig genug, dies live zu thematisieren und sich auch gleich zu outen. Wir sprachen mit dem Moderator, Journalisten und Autor aus Franken, Bayern, anlässlich der Veröffentlichung seines Buchs „EXTRAMETER“ darüber und über seine ganz persönlichen Erfahrungen auf dem Jakobsweg.
Hört #mensch Jakobsweg, denkt #mensch an Hape Kerkeling. Hat er dich motiviert, den Weg zu gehen? Hape war sicherlich auch ein kleines Stückchen Motivation, weil ich sein Buch „Ich bin dann mal weg“ gelesen und später den Film gesehen habe. Die Faszination war aber grundsätzlich schon vorher da. Mein Plan war einfach, mal was anzupacken, das jenseits des Alltags ist. Einfach rauszukommen! Ich wollte mal etwas anderes machen, etwas anderes erleben und selbst entdecken, was diese Faszination für den Jakobsweg mit mir macht.
Und kamst du dort zur Ruhe oder hast du neue Entscheidungen treffen können, die von den dort gesammelten Erfahrungen herrühren? Ich musste mir über nichts klar werden, ich war eigentlich super zufrieden mit meinem Leben. Gerade das war, glaube ich, der perfekte Ansatz, dorthin zu gehen, ohne etwas verändern zu müssen … Ich konnte mich einfach darauf einlassen. Letztendlich ist mit mir dann doch etwas passiert, ich konnte mir plötzlich über viele Sachen Gedanken machen, was im (Berufs-)Alltag nicht immer möglich ist. Die Erkenntnis hat sich bewahrheitet, dass es Sinn macht, den üblichen und vorhersehbaren Weg auch mal zu verlassen, den man sonst im Leben geht. Etwas zu wagen, auch körperlich mal die Grenzen auszuloten, zahlt sich aus.
Dein Buch „EXTRAMETER“ handelt aber noch von mehr. Anhand der einzelnen Etappen des Jakobwegs schildere ich in den Kapiteln Spannendes oder auch Lustiges aus meinem Leben. Mir kamen damals viele Erinnerungen und Erlebnisse wieder in den Kopf. Ich bin ja früh als Solist bei einem Knabenchor um die Welt gereist, dann kam ganz schnell meine TV-Karriere. Das Buch bietet den Leser*innen deswegen auch viele spannende Einblicke in eine außergewöhnliche Jugendzeit, den Profisport und das Mediengeschäft.
Dein Coming-out vor laufender Kamera als Antwort auf die Homophobie Katars. Wie hat Sky Sport News eigentlich damals reagiert? Total cool. Es war nicht abgesprochen, es war aus dem Bauch heraus. Das homophobe Statement war Thema in der Sendung und ich dachte mir, diese besondere Gelegenheit sollte ich nutzen, als einer, der sich von solchen miesen Aussagen betroffen fühlt und dem etwas entgegensetzen möchte. Ich bekam super viel Unterstützung vom Sender und von den Zuschauer*innen. Es ist doch toll zu wissen, dass man das tun kann, ohne, dass irgendetwas Negatives passiert. Es ist wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass es diese Menschen, die von Katar so abgewertet wurden, überall in unserer Gesellschaft gibt.
Was ist dein Tipp für mentale Gesundheit? Ich finde, es sind oft die kleinen Sachen, an denen man sich erfreuen sollte und kann. Bei mir zum Beispiel Musik und Sport! Ich weiß wirklich allzu gut, dass es überall in unserer Welt viele Dinge gibt, die einem Sorgen oder Angst machen können. Trotzdem sollten wir auch mal den Mut haben auszubrechen, eben diesen Mut zum Extrameter haben. Einfach das zu machen, was einem guttut.
*Interview: Michael Rädel www.thomasfleischmann.com
Wir sind auch auf Instagram: