Foto: M. Plengemeyer
Sissy That Talk
Sven und Claudius sind die Macher des Social-Media-Kanals SISSY THAT TALK. Wir fragten nach, was 2018 so alles abgeht und abging.
Wie kamt ihr auf die Idee?
C: Sissy That Talk war zunächst eine klassische Schnapsidee. Auf einer Party meinte eine Freundin: „Ihr seid so witzig, ihr solltet auf YouTube sein!” Kurze Zeit darauf hatten wir unser erstes spontanes Video veröffentlicht.
S: Mit der Zeit machten wir uns immer mehr Gedanken über unsere Ausrichtung: Wir wollen einen Mix aus Spaß und Information bringen, den wir als schwule Männer spannend finden und auch selbst anschauen würden. Wir hatten zum Beispiel Videos über die besten CSD-Hymnen, queere Filme und Serien, Interviews mit Szenegrößen, aber auch einen Live-Talk mit Politikern vor der Bundestagswahl und informative Themen über PrEP oder die Schwulenverfolgung in Tschetschenien.
Wofür steht denn der Name?
S: Sissy That Talk kommt vom Hit „Sissy That Walk“ von RuPaul. In dem Song geht es darum, dass man als Sissy, also Tunte, erhobenen Hauptes durchs Leben gehen soll. Das passte perfekt zu uns, denn wir sind stolze Sissys und reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Daher haben auch Dragqueens immer einen Platz bei uns. An vorderster Front natürlich unsere Drag-Freundin Emily Island – häufiger Stargast in unseren Videos und auch bei unserem Live-Auftritt auf der Bühne des CSD Köln.
C: Unsere Botschaft lautet: Lebt so queer, wie ihr seid – und kämpft für diese Freiheit! Wir finden, dass es auch heute noch wichtig ist, für eine offene Gesellschaft auf die Straße zu gehen. Dafür traten wir auch beim CSD in unserer Homebase Stuttgart ein: Unter dem Motto „Sissy Riot“ nahmen wir mit einer bunten und engagierten Truppe an der Parade teil. Auch 2018 möchten wir wieder eine Aktion beim CSD Stuttgart starten.
Wie viel Zeit investiert ihr pro Woche in den Kanal, die einzelnen Seiten?
Beide: Viel zu viel! (lachen)
C: Neben unseren normalen Jobs ist Sissy That Talk im letzten Jahr zu einem sehr zeitintensiven „Hobby“ geworden.
S: Wir investieren jede Woche einige Stunden in Redaktionsplanung, Video- und Bildbearbeitung und Projekte mit anderen Playern wie zum Beispiel den Kölner Real Queens: Wir haben gerade an ihrem Lipdub-Video „You’ve Got the Power“ mitgewirkt – zusammen mit Dragqueens aus ganz Deutschland.
Was ist für euch wichtiger: Facebook, Twitter oder Instagram?
C: Unser wichtigster Kanal ist definitiv Facebook. Dort haben wir inzwischen über 3.000 Follower, die viel mit unseren Beiträgen interagieren. Sehr beliebt ist dort unsere Kategorie „Sissy of the Week“: Wir küren wöchentlich queere Highlights und lassen später unsere User abstimmen, wer „Sissy des Monats“ wird.
S: Außerdem bringen wir jede Menge witzige Memes, und unter dem Motto „Queeres unnützes Wissen“ gibt es interessante Fun-Facts. Auf YouTube können unsere Fans die kompletten Versionen all unserer Videos entdecken. Seit kurzem sind wir auch auf Instagram aktiv und freuen uns natürlich über jeden neuen Follower!
Ende 2017 habt ihr eine Doku-Reihe namens „Queer Life in the City“ gestartet.
C: Die Community ist heutzutage immer mehr über Apps und das Internet vernetzt – praktisch, aber der Kontakt von Jung und Alt in Szene-Locations geht verloren. Wir fragten uns: „Wie sah die Szene früher aus, in den 70er-, 80er-Jahren? Welche Storys kann uns die ältere Generation erzählen?“ So starteten wir unser Interviewprojekt „Queer Life in the City“ in Stuttgart – gefördert von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Unsere Zeitzeugen erzählen uns darin ihre bewegenden Geschichten von Ausgrenzung, Polizeirazzien und dem Schrecken der Aids-Krise, aber auch vom Feiern, von Klappensex und politischer Emanzipation. Mit dabei ist unter anderem Laura Halding-Hoppenheit, Stuttgarts „Mutter der Schwulen“ und Besitzerin des Kings Club.
S: Die Premiere in Stuttgart war ein Hit! „Queer Life in the City“ wollen wir in anderen Städten fortsetzen – und dabei weitere Teile der LGBTIQ*-Community in den Mittelpunkt stellen. Ihr findet die Dokumentation auf unserem YouTube-Channel und als DVD im Onlineshop des queeren Buchladens Erlkoenig.
*Interview: Michael Rädel
www.facebook.com/sissythattalk