Foto: P. Putnoki
Thomas Hermanns
Der Intendant und Geschäftsführer des Quatsch Comedy Club, Fernsehmoderator und Drehbuchautor Thomas Hermanns sprach mit uns über sein „Mutterhaus der Deutschen Comedy“, den in 2002 eröffneten Quatsch Comedy Club in der Friedrichstraße, und auch über sein neuestes Projekt, das Musical „Berlin Non Stop“.
Im Quatsch Comedy Club bietet ihr von Juli bis September den lustigsten Club-Urlaub Berlins an. Eine Art Clubticket, das einen Cocktail beinhaltet. Im Sommer wollen alle draußen sitzen und Bier trinken, das ist für alle Bühnen dann ein Thema, wie Gäste angelockt werden. Bei uns im Quatsch Comedy Club hat man allerdings kein Klimaproblem, wir haben es bei Hitze kühl und bei Nässe trocken! Zudem passt Comedy sehr gut in den Sommer, kurze, griffige Unterhaltung, bei Hitze doch ganz wunderbar.
Mit Blick auf die Wahl sind die Zeiten düster, warum tut da ein Besuch im Quatsch Comedy Club gut? Weil hier zusammen, außerhalb privater, digitaler Bubbles, etwas Gemeinsames erlebt wird. Es wird zusammen gelacht – auch manchmal über andere Themen. Weil wir auf der Bühne Vielfalt repräsentieren, fünf Leute, ein Moderator, eine Moderatorin und vier weitere Künstler*innen. Im Quatsch Comedy Club haben wir eine starke Diversitäts-Tradition, zum einen wegen mir, einem offen schwulen Gründer, der seit über 30 Jahren das auch thematisiert mit explizit queeren Programmen und Künstler*innen. Und auch viele Künstler*innen mit Migrationshintergrund sind mit dabei und das nicht erst seit gestern. Ich glaube, Quatsch war schon immer divers auf eine sehr entspannte Art. Durch die veränderte politische Situation verändert sich das nun, muss sich verändern. Es kann nicht immer nur entspannt sein.
Sondern? Das Schöne an Comedy ist, dass wir Alltagsgeschichten erzählen, wir erzählen den Leuten nicht, was gut, was schlecht ist. Aber auch die AfD kann thematisiert werden, anhand von Alltagsgeschichten. Je mehr Negatives im Alltag passiert, desto mehr kann das gemeinsame Erleben die Katharsis vorantreiben. Live-Comedy bietet die Möglichkeit, eine Zelle in der Mitte der Gesellschaft für einen Austausch aufzubauen. Das Gute an Comedy ist, dass man Sachen auf die Bühne bringen kann, die nicht jedem sofort passen müssen … Gemeinsames Lachen hält zusammen!
Im Sommer gibt es auch ein Musical: „Berlin Non Stop“. Ein altes Lieblingskind von mir, ein Projekt von mir und dem erfolgreichen Musicalkomponisten Thomas Zaufke, an dem wir schon seit Jahren arbeiten und das wir schon im Ausland, etwa in New York in Workshops präsentiert haben. Es erzählt von drei jungen Berlin-Touristen aus London, Barcelona und Bad Bevensen, die in der Metropole auf der der Suche nach Spaß, Sex, Kultur und Liebe durch das sommerliche Berlin des Jahres 2010 stolpern. Inspiriert wurde das Musical von „On the Town“ **. Es ist ein Stück über Berlin im Jahr 2010, es setzt ein Stück den Wowereit-Jahren ein Denkmal, als die Berliner*innen sich noch gefreut haben, dass sowohl Easy-Jet-Touristen als auch Hollywood-Stars durch Berlin liefen. Und es ist ein Stück, das auch der queeren Szene, etwa dem Roses und dem Berghain, ein Denkmal setzt, diese und andere Orte werden besungen und betanzt. Es ist eine Hommage an das Musical „On the Town“, aber eben nicht mit drei Matrosen, sondern mit drei Touristen, die 24 Stunden in Berlin feiern. Vom 16. Juli an ist es für zwei Wochen im Pfefferberg Theater im Prenzlauer Berg in Berlin zu erleben.
*Interview: Michael Rädel
www.berlin-non-stop.de, www.quatschcomedyclub.de
** ein zum Klassiker gewordenes US-Jazz-Musical von 1949
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