Fotos: Anja Zander / Hubert Kudlinski
„Emigranten“ im Theater am Palais, Kay
Das prächtige Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist Ort für ein immer aktuelles Stück von Slawomir Mrozek. Wir fragten einmal nach bei der Spielleitung: Kay Ramczyk.
Ist es das erste Mal, dass du hinter den Kulissen gewirkt hast?
Ich habe schon in vielen Bereichen hinter den Kulissen gewirkt, aber so eine Spielleitung eigentlich zum ersten Mal gemacht – mit neuen Horizonten, die sich eröffneten und Grenzen für mich, über die ich gehen konnte und musste. Ich habe da großes Interesse! Als ausgebildeter Darsteller dachte ich, das kann ich auch, jetzt habe ich aber gemerkt: es ist gar nicht so einfach! Das Stück wurde mit den Darstellern Fitim Qenaj und Ludwig Uebe und der Autorin Franziska vom Heede im Kollektiv erarbeitet, alles wurde zusammen entschieden.
Das Stück handelt von zwei Männern am Rande der Wohlstandsgesellschaft. Es hat aber auch homoerotische Momente.
Nun, Slawomir Mrozek hat außer der Frage „Bist Du etwa schwul?“ das Thema nicht im Stück. Aber die Schauspieler haben es vorgeschlagen und wir haben damit gearbeitet, es passte auch.
Ist es ein „linkes“ Stück?
Es kritisiert den Kapitalismus und den damaligen Kommunismus, das Stück ist da sehr 1970er. Aber wiederum auch nicht, wir wurden während der Proben immer wieder von der Realität der letzten beiden Jahre eingeholt. Es ist ein Stück über Freiheit und gegen Diktaturen. Der Mensch sei ein Sklave von Dingen, das zeigt das Stück auch auf und das ist sicher für viele zeitlos richtig.
Das Wort Diktatur hört man gerade oft.
Wir mussten bei den Proben aufpassen, dass wir nicht missverstanden werden, denn das Stück ist ja gegen echte Diktaturen. Heute schreien Leute das Wort Diktatur, dabei leben sie frei … Einmal kamen wir aus den Proben und jemand hatte das Wort Affendiktatur an einen Zaun geschrieben, da mussten wir alle lachen, denn in unserem Stück kommen ja auch Affen vor.
*Interview: Michael Rädel
5.10., 16.11., 7.12., Emigranten, Theater im Palais, www.theater-im-palais.de