Foto: SchwuZ / Webkration
Queers leben gefährlich, auch in Berlin. Freilich lebt man hier im weltweiten Vergleich sehr frei und sicher, doch trotzdem gibt es viel zu viele queerfeindliche Übergriffe. Menschen attackieren Menschen, weil sie die als zu bunt, zu laut, zu fröhlich, zu anders empfinden. Queers sollten sich also zu wehren wissen!
Und das ist erlernbar: Das SchwuZ veranstaltet zusammen mit dem LSVD Berlin-Brandenburg und der Travestie für Deutschland das Projekt QueerschutzNOW, kostenfreie Zwei-Tages-Selbstverteidigungskurse für die queere Szene. Wir fragten bei Florian Winkler-Schwarz nach.
Du und dein Mann, ihr wurdet diesen Sommer selbst Opfer antiqueerer Gewalt. Wie habt ihr das inzwischen verarbeitet? Wir werden uns von gewalttätigen Menschen ganz sicher nicht unsere Art zu leben und lieben kaputtmachen lassen. Vielmehr glauben wir an die Kraft des Guten. Deswegen haben wir all unsere Trauer und Wut über den Angriff in Engagement gewandelt und uns mit den beteiligten Projekten und Personen dafür eingesetzt, dass QueerschutzNOW möglich wird. Das ist unsere Antwort auf den Angriff.
Inwiefern nützen Selbstverteidigungskurse? Selbstverteidigung ermächtigt Menschen in bedrohlichen Situationen schnelle und kluge Entscheidungen treffen zu können und sich gegen einen Angriff auch zu wehren. Die Übergriffe auf queere Menschen haben einen traurigen neuen Höchststand erreicht. Und wir als Queers können nicht erst abwarten, bis die heteronormative Gesellschaft uns besser behandelt. Wir nehmen mit QueerschutzNOW jetzt selbst unseren Schutz in die Hand. Insofern sind das gesamte Projekt und die Selbstverteidigungskurse insbesondere ein großes Empowerment für die queere Szene.
Wie läuft das bei euch ab? Die zweitägigen Kurse werden von Nadine Wothe und Valerie Banik geleitet. Beide sind erfahrene Trainerinnen für Konfliktmanagement und Selbstverteidigungstraining. Im Workshop geht es um das Herausarbeiten der eigenen Stärke, das bedeutet für sich und die eigenen Bedürfnisse einzustehen und eigene Grenzen zu formulieren, zu klären und zu beschützen. Hierbei unterstützen Deeskalations- und Kommunikationstraining, Körperübungen und Selbstverteidigungstechniken. Besonders ist auch, dass wir sowohl deutschsprachige als auch englischsprachige Kurse anbieten, zwei Kurse bieten wir explizit für FLINT*A-Personen und einen Kurs für queere Jugendliche. Für alle gilt: Dank Fördergelder aus der Landeskommission Berlin gegen Gewalt können wir alle Kurse kostenfrei anbieten. Für eine Fortführung dieser wichtigen Finanzierung werden wir uns auch im nächsten Jahr mit aller Kraft einsetzen.
*Interview: Michael Rädel
Alle Termine und Infos zu den Kursen findet #mensch auf www.queerschutznow.de, Anmeldungen zu den Kursen per E-Mail an qsn@schwuz.de