Nachdem fünf Jahre lang Lebkuchen die Weihnachtshasser vor der Bühne des Trios Malediva versammelt hat, erfährt dieses Jahr Schnee auf Tahiti seine Uraufführung. Während Lebkuchen musikalisch durch bereits bestehende Lieder geprägt war und weihnachtlich ausgeschmückt wurde, ist das neue Programm eher eine Show zu Weihnachten, als eine Weihnachtsshow.
Natürlich bleibt der rote Faden des Programms die Weihnachtszeit und spielt im Wesentlichen an zwei Flughäfen: Berlin und Papeete, wohin es Lo und Tetta auf ungewollte Weise auf der Flucht vor dem Weihnachtsfest verschlagen hat. Wo Lebkuchen sich jedoch zynisch mit dem christlichen Aspekt des Festes auseinandergesetzt hat, fokussiert sich Schnee auf Tahiti auf die zahlreichen, nicht christlichen Traditionen. Darin mag die Erkenntnis stecken, dass man diesen, außer durch Flucht, ohnehin nicht entrinnen kann.
Insofern fügt sich das neue Weihnachtsprogramm nahtlos in die letzten Stücke ein, in denen ebenfalls die ironische Auseinandersetzung mit Traditionen, die sich häufig durch Familienfeste wie Geburtstage oder eben Weihnachten präsentieren, gesucht wurde. Eltern und Geschwister haben sich angesagt und sogar die Oma, die keiner mag, wird für den kürzest möglichen Zeitraum eingeladen und bringt selbst eingelegtes mit, das noch gut sein müsste. Tante Judith schenkt Kerzen für den Esstisch und die Eltern Gutscheine, weil ihnen sonst nichts einfällt. Der jedem deprimierende Alltag der kleinbürgerlichen Vorzeigefamilie also, der nur durch Heulkrämpfe auf Grund mangelnder Enkel zusätzlich dramatisiert wird.
Aus dieser Hölle versuchen die Protagonisten auszubrechen, was, ohne alles zu verraten, aus skurrilen Gründen misslingt und die Lage nicht verbessert. Neben der zweitkleinsten sozialen Einheit, der Familie, kommt hier das Thema der kleinsten sozialen Einheit, der Beziehung, ins Spiel, auf dessen Problemgebiet es Malediva zur Meisterschaft gebracht hat. Kann Liebesschmerz so wehtun, dass sogar der Glaube an den Weihnachtsmann tröstlich zu werden vermag, denn vielleicht ist er wirklich der Einzige, der mich liebt?
Der Weihnachtsmann hat allerdings ganz andere Probleme, da ihn sein Job in den Burn-out zu treiben droht. Er hasst, wie die meisten anderen auch, die Kälte und hat längst eine Allergie gegen Rentiere entwickelt. Seine Arbeitskleidung macht ihn dick und das Lackstiefel-Leder-Outfit lässt ihn den Spott fürchten. Kein Wunder, dass auch er denkt, das Schönste zu dieser Zeit wäre ein kleines Zimmer auf einer Insel mit Blick aufs Meer. Alle, die ebenso denken, sollten vor ihrem Abflug ihr Gewissen durch einen Abend mit Schnee auf Tahiti beruhigen.
MALEDIVA: SCHNEE AUF TAHITI, TIPI AM KANZLERAMT, BERLIN, 27. NOVEMBER BIS 26. DEZEMBER, DI SO, (NICHT MONTAGS UND NICHT AM 29. + 30. NOV., 8., 11. UND 13. DEZ.)