Foto: vvg-koeln
Ralf König
Der Wahlkölner Buchautor, Comiczeichner und Knollennasenliebhaber Ralf König (geboren 1960 in Soest) ist dank Comics wie „Konrad und Paul“, „Vervirte Zeiten“ und „Dschinn Dschinn“ einer der bedeutendsten schwulen Sympathieträger und der wohl wichtigste Chronist der deutschen Schwulenbewegung
Am 25. September liest Ralf König im BKA Theater am Mehringdamm und feiert über 40 Jahre Erfolg. Auf Facebook postete der Star dazu: „Jubiläums-COMICLESUNG mit alten Witzen! Lasst mich nicht allein!“ – werden wir nicht! Hier ist ein Interview, das wir einmal mit ihm führten.
Welche deiner Figuren liegt dir besonders am Herzen? Konrad und Paul. Die zwei zeichnete ich erstmals 1989, damals für die Zeitschrift „Magnus“, und irgendwie sind sie mir bis heute am nächsten. Wenn Konrad dies sagt, entgegnet Paul jenes, dann ist Konrad genervt und Paul setzt noch einen drauf. Ich höre den beiden quasi zu, die Dialoge fluppen fast von allein.
Bist du dir denn bewusst, wie wichtig diese Comics waren für viele Männer? Damals nicht wirklich. Ich genoss den Erfolg, klar, aber dass sich schwule Männer damals irgendwie mit den sexuell rotzfrechen Nasen identifizierten, ist mir erst heute klar. Leider kaufen schwule Leser die Comics heute nicht mehr so üppig, wie sie wohl überhaupt wenig schwule Literatur lesen. Ich glaube, Schwule sind heute einfach schwul und fertig, da braucht’s keine Fachbücher mehr zum Thema. Die schwulen Buchläden und Verlage und Autoren hätten sicher mehr Unterstützung verdient, aber so sind die Zeiten. Die Leute hängen lieber mit der Nase am Smartphone.
Ab wann ist man in deinen Augen denn nicht mehr jung, also alt? Zwischen jung und alt gibt’s ja den schleichenden Übergang. Ich werde im August sechzig und weiß echt nicht, was ich davon halten soll. Aber ich empfehle schmeichelhafte Badezimmerspiegel-Beleuchtung. Ich hab noch die gute alte Glühbirne, mild mit höchstens 25 Watt.
Wenn überhaupt: Wann hast du dich zum ersten Mal „reifer“ gefühlt? Das fing bei mir erst mit 45 allmählich an. Bis dahin hatte ich wenig Probleme mit Reife. Im Gegenteil, ich eierte testosteronbesoffen durch die Kulissen. Wunderbar.
Auch in deinen Comics setzt du dich mit dem Thema Altern auseinander. Wie kommt das an? „Herbst in der Hose“ war ein bemerkenswerter Erfolg auch bei schwulen Lesern, die zwischendurch aufgehört hatten, mein Zeug zu kaufen. Klar, man muss die Verfallsdaten mit Humor nehmen. Die Tragödien zu Komödien machen ist eh ’ne gute Lebensphilosophie.
Welches Lebensjahrzehnt war für dich denn das inspirierendste? Die 90er! Da war ich frisch in Köln, wenn ich Fotos sehe, möchte ich mich selbst ficken. Stattdessen bin ich liebestoll auf Brasilianer, Italiener und Griechen gesprungen, aber das war auch schön.
Kannst du dich eigentlich mit dem Wort queer identifizieren? Oder bist du lieber schwul? Der SPIEGEL betitelte unlängst einen Artikel über mich „Schwuler alter weißer Mann“. Nun ist es raus, dabei soll’s bleiben. Im Ernst: Wir haben den Begriff „schwul“ damals aus der Schmuddelecke gerupft und sauber neu eingetopft. Ich verstehe „queer“ als Sammelbegriff, aber ich bin schwul, klar!
*Interview: Michael Rädel
25.9., Ralf König: 40 JAHRE SCHWULCOMIX – Leseshow, BKA Theater, Mehringdamm 34, U Mehringdamm, 20 Uhr, www.ralf-koenig.de