Foto: M. Rädel
Hans-Jürgen Esch
Der Nordosten Berlins ist nicht gerade dafür bekannt, ein queerer Hotspot zu sein. Die Szene, so scheint es, tummelt sich dann doch eher in Kreuzberg, Mitte, Friedrichshain, Schöneberg und Neukölln. Dabei wohnen hier viele von „uns“! Und schön ist es dort auch, in Alt-Hohenschönhausen, an der Grenze zu Weißensee. Genau hier wird Hans-Jürgen Esch in einem ehemaligen Kraftwerk von 1900 ein queeres Tantra-, Yoga-, Körper- und Selbsterfahrungszentrum namens „fire of love“ entstehen lassen.
Was bedeutet Yoga für dich?
Ich praktiziere Yoga seit vielen Jahren, es gehört zu meinem Tagesablauf. Seit zehn Jahren ist es Teil meiner spirituellen Praxis. Ich wurde körperlich und geistig flexibler. Die Verbindung von Körper, Seele und Geist wurde intensiver. Yoga bringt einen mehr in die Präsenz, man gewinnt an Stärke.
Stichwort Tantra, das hat mit Sex zu tun.
Nun, da muss man unterscheiden zwischen Tantra Yoga – einer Form, die sexuelle Energie einbezieht, sie nicht negiert – und Tantra, wie es im Kontext der Gay-Community praktiziert wird, das ist sehr sexuell.Ich versuche, einen Raum, einen Rahmen zu schaffen, in dem mit diesen Energien umgegangen wird. Das Gegenüber ist mehr als nur ein Schwanzträger. Er soll als Ganzes wahrgenommen werden.
Wie kamst du auf den Standort für dein Zentrum?
Ich habe diese Immobilie 2006 erworben, bis heute finde ich den Osten spannender, weil hier die Entwicklungsdynamik größer ist als im Westen. So eine Immobilie hätte ich dort nicht bekommen. Die Umgebung ist wunderschön, fußläufig sind Natur und Seen zu erreichen, trotzdem ist das Oberseeviertel gut angebunden und man ist schnell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Zentrum der Stadt und in den Szenebezirken. Es ist wichtig, dass hier mal etwas passiert!
Was unterscheidet dein Zentrum vom Zentrum namens Village?
Nun, ich mag die Macher vom Village sehr gerne und auch das, was sie machen. Nur ist das Publikum dort sehr international, man redet Englisch. Mir ist es aber wichtig, dass sich Berliner, die hier leben, in einem spirituellen Kontext treffen. Internationales Publikum reist viel, lebt eben nicht dauerhaft hier. Das ist schön und kann eine Bereicherung darstellen, aber ich will es anders machen. Mein Englisch ist eher mäßig, ich verstehe ganz gut, jedoch fehlt mir die Praxis und ich bin dann zu sehr im Kopf. Etwa in Sharing-Runden das auszudrücken, was mich im Innersten bewegt, fällt mir in Englisch schwer. Und das geht auch anderen so. Für hier Lebende, die sich lieber in Deutsch ausdrücken und nach tiefen, längerfristigen Begegnungen streben, ist mein Zentrum gedacht.
*Interview: Michael Rädel
fireoflove@gayspirit.de