Foto: Yue Ying
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Ein spannendes Theaterprojekt kommt am 14. September im Staatstheater Darmstadt zur Uraufführung: „Butchposition“ ist eine Auseinandersetzung mit dem Roman „Stone-Butch-Blues“ von Leslie Feinberg. Der Roman aus dem Jahr 1993 gilt bis heute als eines der wichtigsten Texte für queeres Selbstverständnis, insbesondere für trans und nicht-binäre Menschen. Wir haben vorab mit Sascha Malina Hoffmann (Regie) und Marci Hilma Friebe (Dramaturgie) gesprochen. „Butchposition“ möchte vor allem zeigen, was in Menschen vorgeht, die ihre Identität abseits eines binären Kontextes verorten. Das Stück wird allerdings keine klassische Theateradaption des Romantextes: „Das hat Leslie Feinberg in ihrem Buch explizit ausgeschlossen“, erklärt Sascha Malina Hoffmann (Regie). „Der Ausgangspunkt für ‚Butchposition‘ war also die Auseinandersetzung mit dem Roman und gab vor allem den Anstoß für weitere Recherchen“, erklärt Marci Hilma Friebe (Dramaturgie). Dabei gehe es immer auch um Fragen von Macht und Klassenzugehörigkeit innerhalb der Gesellschaft.
Foto: Hessisches Staatstheater Darmstadt
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„Was mich am Roman besonders beeindruckt und berührt hat, ist, wie authentisch der Text von Lebensrealitäten von trans Personen spricht“, sagt Sascha Malina Hoffmann. „Man merkt, dass er von einer trans Person geschrieben wurde. Das Buch ist Anfang der 1990er erschienen, spricht inhaltlich aber über die 50er, 60er und 70er Jahre und enthält Parallelen zu Feinbergs Biografie“. Das mache den Roman zusätzlich zu einem unvergleichlichen historischen Zeitzeugnis der Lebensrealität von trans Personen. „Was mich fasziniert, ist der Modus, mit dem im Roman über sehr komplexe Themen geschrieben wird, ohne dabei wissenschaftlich zu werden. Menschen reden über ihre Lebensrealitäten und decken dabei ganz bestimme gesellschaftliche Systeme auf. Diesen Modus versuchen wir für ‚Butchposition‘ zu übernehmen“, ergänzt Marci Hilma Friebe. Im Theaterstück „Butchposition“ bespielen drei Performer*innen den Theaterraum, der keine Bestuhlung hat; das Publikum kann sich frei im Raum bewegen, zusätzlich über Kopfhörer aus drei Tonkanälen auswählen, um zum Beispiel einer performenden Person zu folgen, zwischen den Texten der Performer*innen zu wechseln oder zu bestimmten Themen zusätzliche Infos eingespielt zu bekommen. „Butchposition“ fordert auf, eine Position im Raum einzunehmen und sich gleichzeitig mit gesellschaftlichen Positionen und Strukturen auseinanderzusetzen. Klingt komplizierter als es ist, versichern Sascha Malina Hoffmann und Marci Hilma Friebe. „Das Stück ist eine Einladung, sich mit sich selbst zu beschäftigen“, meint Sascha Malina Hoffmann. Dabei gilt es zu entdecken, ob die Frage nach Identität vielleicht mehr mit einem zu tun hat als man gedacht hätte.
14.9., Staatstheater Darmstadt, Georg-Büchner-Platz 1, Darmstadt, 19:30 Uhr, weitere Vorstellungen am 22.9. sowie im Oktober und November, www.staatstheater-darmstadt.de