
Foto: Riethausen
Horst Tim Riethausen
Anlässlich des 75. Jahrestags der Frankfurter Homosexuellenprozesse erinnert das Café Karussell im April an die Jahre 1950 und 1951, die Schreckenszeiten für Frankfurts schwule Männer waren.
Die Polizei startete 1950 eine regelrechte Verfolgungswelle, begründet auf §175. Der noch aus dem Kaiserreich stammende Paragraf stellte homosexuelle Handlungen unter Strafe und war während der Nazi-Zeit nochmals verschärft worden. Rund 100 Männer wurden in Frankfurt zum Teil an ihrem Arbeitsplatz verhaftet, es wurden 75 Anklagen erhoben und viele Leben zerstört. Zuständig war eine „Sonderkammer“ des Gerichts. Hinzu kam, dass der damalige Oberstaatsanwalt Hans-Krafft Kosterlitz und Obergerichtsrat Kurt Ronimi bereits während des Nazi-Regimes dafür bekannt waren, in Fällen des §175 besonders hart durchzugreifen; beide waren noch immer im Amt. Der Autor Horst Tim Riethausen hat sieben Jahre recherchiert, um in seinem Roman „Judasengel“ die damalige Zeit möglichst authentisch wiederzugeben. Am 1. April (kein Scherz!) ist Riethausen zu Gast im Café Karussell.
Am 15. April stellt Regisseur van Tien Hoang seinen halbdokumentarischen Film „Das Ende des Schweigens“ vor, der ebenfalls die Frankfurter Homosexuellenprozesse verarbeitet.
Switchboard-Mitarbeiter Peter wird wie immer das Café öffnen und sich um das Wohl der Gäste kümmern.
1. und 15.4., Switchboard, Alte Gasse 36, Frankfurt, 14:30 Uhr, www.schwule-senioren-frankfurt.de/cafe-karussell.html