Foto: Alexander Kästel
Katrin Hofner vom QZM beim CSD Rhein-Neckar 2021
Ganz leise hat das QZM, das Queere Zentrum Mannheim, im Juni dieses Jahres in den Quadraten G7 14 seine Räume geöffnet – zunächst für Gruppentreffen und Veranstaltungen.
Katrin Hofner vom Team erklärt im Interview, wieviel Glück beim Finden der Räume im Spiel war und wie sich das QZM weiter entwickeln wird – denn es stehen noch Änderungen bevor!
Katrin, das QZM hat bereits im Sommer den Betrieb aufgenommen – habe ich die Einweihungsfeier verpasst?
Nein, wir hatten noch gar keine richtige Eröffnungsfeier. Wir sind schon in Betrieb, haben aber noch nicht alle Module fertig, die wir hier unterbringen wollen. Aber wir wollten einfach unbedingt schon anfangen!
Wir haben fast eineinhalb Jahre einen passenden Ort gesucht, mit viel Kraft und Energie vom Vorstand und den vielen ehrenamtlichen Helfenden. Aber es gab einfach keine passende Immobilie, die groß genug war, barrierearm, in einer sicheren und erreichbaren Lage und dann auch noch halbwegs für uns bezahlbar. Der Mannheimer Morgen hatte damals einen Artikel über unsere Suche veröffentlicht, und daraufhin hat sich schließlich der Projektentwickler Sebastian Wipfler gefunden, der das QZM unterstützen will.
Mit ihm haben wir die Möglichkeit, neu zu bauen. Das heißt, wir können ein maßgeschneidertes Zentrum bekommen und das dann anmieten. Und das ist für uns natürlich eine absolute Traumsituation. Wir können alles berücksichtigen, was wir für das QZM brauchen und was die Community braucht.
Dieses Neubau-Projekt dauert natürlich noch. Vor allem, weil wir momentan noch kein Grundstück dafür haben. Da wir mit unserer Arbeit nicht noch zwei, drei oder sogar vier Jahre online weitermachen können, wollten wir auf jeden Fall jetzt schon starten. Als Übergangslösung haben wir die derzeitige Immobilie in den Mannheimer Quadraten gefunden. Hier haben wir 400 Quadratmeter: Das Erdgeschoss mit einem Innenhof und den ersten Stock, mit Platz für Gruppen- und Veranstaltungsräume. Auch wenn das Erdgeschoss stufenlos ist, gibt es keinen Fahrstuhl für das OG, ein großer Nachteil. Und von der Größe reicht der jetzige Ort eigentlich nicht aus, für alles was wir hier unterbringen wollen, zum Beispiel auch Coworking-Plätze, als Teil des Bereichs Wirtschaft und Arbeit. Das ist ein wichtiger Baustein des QZM.
Im Neubau wird das anders werden, barrierearm und nachhaltig. Aber wir sind jetzt glücklich und dankbar, mit unserer Arbeit endlich beginnen zu können.
Was ist der Bereich Wirtschaft und Arbeit?
Wir werden im Bereich Wirtschaft für kleinere und mittlere Unternehmen eine Diversity-Beratung aufbauen. Die großen, internationalen Unternehmen sind schon ganz gut aufgestellt, aber gerade die kleineren, regionalen Betriebe haben oft den Willen, aber nicht das Wissen, wie sie für queere Arbeitnehmer*innen bessere*r Arbeitgeber*in werden können. Wir sehen uns da mit den Kultur- und Vernetzungsangeboten auch als Standortfaktor für queere Talente, die einen Arbeitsplatz suchen. Im Bereich Arbeit bieten wir seit neuestem Queer@Work an, mit Training für Bewerbungen und Bewerbungsunterlagen, aber auch für Karrieresuche, Wiedereinstieg und alle Fragen rund um den Bereich Queers in der Arbeitswelt.
Foto: Andrea Chagas
Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl im QZM
Wie wird das QZM aktuell genutzt?
Momentan haben wir nur für Gruppentreffen und Veranstaltungen geöffnet. Aber wir haben schon jetzt unter der Woche fast jeden Abend eine Gruppe hier und auch mindestens einmal pro Woche eine Veranstaltung. Die Grundidee des QZM ist ja, einen Raum für die existierenden Gruppen, Vereine und Initiativen anzubieten.
Das geplante Café wird auch eröffnen können?
Ja, das wird bis Ende des Jahres geschehen. Das offene Café im Erdgeschoss ist ein weiterer großer Teil unseres Konzepts, weil das QZM auch ein Begegnungsort sein soll. Das Café wird dann für alle Menschen zugänglich sein, und – so die Idee – von Donnerstag bis Sonntag ab zwei oder drei Uhr nachmittags bis abends um 10 oder 12 geöffnet haben. Das ist der hier noch fehlende Baustein. Wir arbeiten daran und bereiten uns jetzt schon auf den Start des Cafébetriebs vor. Und dann wird es auch eine offizielle Eröffnungsfeier geben.
Gibt es schon Veranstaltungen, die du für den November ankündigen kannst?
Im November haben wir zwei Highlights. Am 3. November gibt es eine Lesung mit Hengameh Yaghoobifarah. Hengameh ist Autor*in, Kolumnist*in und queere öffentliche Person, die aus ihrem Debutroman ‚Ministerium der Träume‘ lesen wird. Unsere Veranstaltungen finden zurzeit alle hybrid statt: Man kann hier vor Ort sein, aber auch den Stream zu Hause mitverfolgen. Die Lesung werden wir als hybride Veranstaltung in die andere Richtung anbieten: Das Gespräch wird in Berlin stattfinden und für die Besucher*innen mit Beamer live ins QZM übertragen.
Außerdem wird es im Rahmen der Trans*aktionswochen rund um den TransDay Of Remembrance am 20. November verschiedene Veranstaltungen geben. Natürlich nicht nur bei uns, sondern auch von Gruppen aus Mannheim und Heidelberg, da lohnt es sich auf jeden Fall vorbeizuschauen.
Für alle, die sich für die Entwicklung des QZM interessieren bieten wir außerdem jeden Monat den „Community Call“ an, der über den Stand des Projektes informiert, aber auch darüber, welche Unterstützung wir brauchen können. Den „Community-Call“ gibt es ebenfalls als Veranstaltung vor Ort und als Stream. Er findet am letzten oder vorletzten Samstag jeden Monats von 10 bis 11 Uhr statt.
Die genauen Infos zu allen Veranstaltungen werden im Netz veröffentlicht. Wir sind auf Instagram und auf Facebook und für alle, die keine Lust haben auf soziale Medien haben, ist auch alles immer auf der Homepage zu finden. Einen E-Mail Newsletter gibt es auch.
Und ansonsten freuen wir uns natürlich über alle, die mitmachen wollen. Ich bin momentan noch die einzige hauptamtlich Angestellte, alles andere wird ehrenamtlich getragen. Deshalb freuen wir uns über alle die mithelfen, die mitgestalten, die vielleicht selbst eine Veranstaltung machen wollen oder eben ein Projekt haben – denn genau dafür soll das QZM auch da sein: Den Rahmen und den Raum bieten, damit die queere Community, ob jetzt organisiert in der Gruppe oder einfach als Einzelperson, eigene Projekte auf die Beine stellen kann.
QZM – Queeres Zentrum Mannheim, G7 14, Mannheim, Infos über www.qzm-rn.de, auf Facebook und Instagram