Foto: Mr Gay Germany
Benjamin Naessler
Der Frankfurter Benjamin Näßler kandidiert für den Titel des Mr Gay Germany 2019. Wir haben den 30-jährigen, der unter anderem Fußball im Sportverein FVV spielt, zum Interview getroffen.
Warum kandidierst du für den Titel Mr Gay Germany? Was reizt dich an diesem Titel?
Im vergangenen Jahr hat ein Kumpel von mir teilgenommen.
Ich fand die Idee sehr spannend, dass es kein reiner Schönheitswettbewerb ist und man eine Kampagne mit eigenen Ideen ins Leben rufen kann. Es ist immer sehr einfach, Dinge vom Sofa aus zu kritisieren und besser zu wissen. Sachen anzupacken und selbst versuchen für eine Verbesserung der Situation zu sorgen, ist deutlich anstrengender. Es erfordert nicht nur Mut und Engagement, sondern an der einen oder anderen Stelle stößt man mit Sicherheit auch auf Gegenwind.
Der Titel ist für mich nicht der Anreiz daran teilzunehmen. Selbstverständlich möchte ich gewinnen, allerdings nicht aufgrund eines Titels, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich die Jury überzeugen konnte und ein guter Repräsentant der Community sein darf.
Das Reglement der Wahl betont, dass es bei der Wahl nicht nur auf Schönheit ankommt, sondern auch auf Community-Engagement. Wieviel Exhibitionismus gehört trotzdem dazu? Immerhin gibt es ja auch sowas wie eine Beachwear-Runde …
Selbstverständlich ist ein Teil der Competition auch eine Beachwear Runde. Jedoch ist dies nur ein Teil von vielen Aufgaben, der in die Gesamtbewertung einfließt.
Generell habe ich auch kein Problem damit, Haut zu zeigen. Jedoch ist bei mir die Grenze wenn es um den Intimbereich geht. Ich spiele zwar gerne im Team, aber nicht intim! Dies ist aber für die Mr Gay Germany Wahl nicht relevant.
Für welche Themen möchtest du dich stark machen?
Mein Thema für die Wahl ist „Homosexualität im Fußball“. Ich war mit Freunden unterwegs, als wir auf Hobbies zu sprechen gekommen sind. Da meinte einer zu mir: Was? Du spielst Fußball? Aber du bist doch schwul?!
Da dachte ich mir, dass es ja nicht sein kann, dass man mit Fußball Heterosexualität verbindet bzw. als Homosexueller nicht Fußball schauen oder spielen darf.
Offiziell gab es bisher fünf Fußballspieler weltweit, die sich zu ihrer Homosexualität bekannt haben. Vier davon haben sich nach ihrer aktiven Karriere geoutet. Für viele, mich eingeschlossen, die im Verein spielen und schwul sind, ist es sehr schwierig damit umzugehen. Als ich Anfang 20 in meinem Dorfverein gespielt habe, habe ich mich ebenfalls nicht getraut mich zu outen. Im Training wurden oft Sprüche gesagt wie: Was für ein schwuler Ball oder was für ein schwuler Pass. Oder nach dem Training wurde mit Bier angestoßen. Dann hieß es vor dem Trinken: Absetzen, sonst gibt es schwule Kinder!
Für viele junge Schwule ist dies wahnsinnig schwierig und oftmals wie ein Spießrutenlauf. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass viele Schwule, die gerne Fußball spielen wollen gar kein Fußball spielen, weil sie zum Beispiel nicht diese Situation haben, dass sie in einer Großstadt wohnen in der es einen schwulen Fußballverein gibt wie in Frankfurt (FVV). Es ist so schade, dass sie ihrem Hobby oder ihrer Leidenschaft nicht nachgehen können aufgrund der Sexualität. Das ist aus meiner Sicht in der heutigen Zeit völlig fehl am Platz und das möchte ich mit meiner Kampagne unter anderem ändern.