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Ralph Gabelin, Hartmut Kern und Norbert Dräger leiten die Leonard-Nieratzky-Stiftung
Obwohl es die Leonhard-Nieratzky-Stiftung bereits seit 31 Jahren gibt, ist sie bislang eine der eher unbekannten Stiftungen für finanzielle Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen mit HIV.
Dieses Jahr haben drei Frankfurter die Stiftungsleitung übernommen: Norbert Dräger als Vorsitzender bildet mit Hartmut Kern und Ralph Gabelin das Kuratorenteam.
„Die Nieratzky-Stiftung ist eine sehr kleine Stiftung“, erklärt Norbert Dräger. „Zum Vergleich: Die Deutsche Aids Stiftung in Bonn hat meines Wissens ein Stiftungskapital von 25 Millionen Euro – wir haben 320.000 Euro“. Rund 5.000 Euro stehen damit pro Jahr zur Verfügung – „und die wollen wir auch gerne ausgeben“, ergänzt Ralph Gabelin.
Der Vorteil der kleinen Nieratzky-Stiftung sei das niedrigschwellige Angebot, so Gabelin weiter. „Anträge können von uns dreien ohne große Bürokratie in kürzester Zeit bearbeitet und die Hilfe damit sehr schnell umgesetzt werden“.
Unterstützung wird in der Regel für ganz alltägliche Dinge benötigt: eine Waschmaschine, für die das Sozialamt keine Mittel gibt, eine Sehhilfe oder eine Zahnbehandlung, die von den Krankenkassen nicht finanziert werden – vergleichsweise kleine Beträge, die für den Empfänger aber immense Erleichterungen bringen.
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Ralph Gabelin, Hartmut Kern und Norbert Dräger leiten die Leonard-Nieratzky-Stiftung
„Ich hatte in meiner Zeit bei der AIDS-Hilfe einen Klienten begleitet, der panische Angst vorm Zahnarzt hatte“, erzählt Norbert Dräger von einem Fall. „Für die Behandlung brauchte er eine Narkose, die die Krankenkasse aber nicht bezahlt. Das kostete damals 90 Euro, die der Klient aber nicht hatte“. In Zukunft könne man sich auch vorstellen, eine fortlaufende finanzielle Unterstützung wie die Kosten für zusätzliche Medikamente oder für Haushaltshilfe zu gewähren, meint Hartmut Kern.
„Die Kriterien für die Bewilligung haben wir selbst erstellt“, so Kern weiter. „Zum Beispiel finanzieren wir keine Urlaube und unterstützen auch nur bis zu einem gewissen Betrag“. Laut der Stiftungssatzung wird ein Antrag bei der Nieratzky-Stiftung nur bewilligt, wenn er zuvor von einer anderen Stelle geprüft und befürwortet wurde; man kann also nicht eigenständig an die Stiftung herantreten, sondern wird von anderen Stellen weitergeleitet. Die Stiftung verfolgt darüber hinaus drei weitere Ziele: die Unterstützung von Institutionen, die sich um HIV-positive Menschen kümmern, die Förderung der Ausbildung von Ehrenamtlern in der Hospizarbeit sowie die Unterstützung der Forschungsarbeit zu HIV.
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Ralph Gabelin, Hartmut Kern und Norbert Dräger leiten die Leonard-Nieratzky-Stiftung
Stiftungsgründer Leonhard Nieratzky war selbst HIV-positiv und starb 1993 an den Folgen von Aids, zu einer Zeit, in der die Krankheit noch nicht gut erforscht war und es noch keine wirksame Medikation gab. Bemerkenswert ist, dass Leonhard Nieratzky nicht zur schwulen Community gehörte, die seinerzeit die Hauptaktivisten im Kampf gegen Aids stellte. Sein Erbe wollte er gezielt für HIV-positive Menschen einsetzen. Die Stiftung wurde bislang von einem dreiköpfigen Team um die mit Nieratzky befreundete Isabella Moeller-Dutoit verwaltet, die Anfang dieses Jahres aus persönlichen Gründen nach 31 Jahren die Stiftungsarbeit abgeben wollte und Norbert Dräger kontaktierte.
Norbert Dräger kannte die Nieratzky-Stiftung bereits aus seiner Arbeit bei der AHF. Hartmut Kern arbeitet seit Jahren ehrenamtlich für die AIDS-Hilfe und sieht in der Stiftungsarbeit eine neue Herausforderung. Ralph Gabelin bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger; vor seiner Pensionierung arbeitete er in der stationären Altenhilfe und hat sich als Leiter eines Hauses dort unter anderem für die Einführung queerer Qualitätsstandards engagiert.
Für das neue Stiftungsteam steht erst mal Netzwerkarbeit auf der To-Do-Liste, auch um die Stiftung bekannter zu machen. Eine neue Website ist frisch erstellt worden – dort gibt es erstmals alle Infos über die Arbeit der Stiftung auch online.
Das Team freut sich natürlich über Spenden: „Zum Beispiel kann man eine Erbschaft ins Stiftungskapital einfließen lassen, was unser Grundkapital und damit die jährlich zu Verfügung stehenden Gelder erhöhen könnte“, nennt Ralph Gabelin als Beispiel. „Die Erbschaft wäre damit sinnvoll angelegt“.
Mehr Infos über www.nieratzky-stiftung.de