
Foto: CKPX Christian Kreitz
Pam Pengco
Einen ganzen Monat lang steht Heidelberg im Zeichen des Queerfestivals. Die 16. Ausgabe feiert die Vielfalt und ist vollgepackt mit spannenden Events – von Konzerten über Performances und Partys bis zu einer Foto- und Videoausstellung, Workshops und einem kuratierten Filmprogramm. Hier sind unsere Tipps!
Das Opening
Das Festival startet am 9. Mai mit einem schillernden Eröffnungsabend mit Künstler*innen der Ballroomszenen aus ganz Deutschland, musikalischem Americana-Glitzer von Singer-Songwriter Harrison McClary und der Moderation der amtierenden Miss Drag Rheinland-Pfalz Pam Pengco. Außerdem gibt’s die Vernissage der Foto- und Videoausstellung „The Queer Community Project“ der Künstler*innen und Fotografinnen Sophia Emmerich und Lisa-Sophie.

Foto: Mario Palufi
Harrison McClary
Die Partys
Drei Partys rahmen das Festival: Zum Opening am 9. Mai stehen die Berliner Geheimagenten Sanaz und Galleur alias „Surf 2 Glory“ hinter den Decks und bringen einen euphorisierenden Power-Mix aus Organ House, Speed Garage und Vocal House.
Die Bergfestparty am 16. Mai läuft unter dem Titel „Gay Bar“ und ist eine neue Ü-Partyreihe für GBTIQ*s, die sich nicht oder nicht mehr als regelmäßige Partygänger verstehen und trotzdem tanzen gehen wollen. Ein Raum, um schwul zu sein, ohne Schick-Schnack, aber mit Musik der 90er und 80er vom DJ-Team schmiedepaul und Videotext Jackson; los geht’s schon um 20 Uhr.
Wohl auch zu einer Party wird am 17. Mai die Liveübertragung des diesjährigen ESC, die von Shayma AlQueer, Davina Lover, The Notorious B.D.E und Cindy Jenner gehosted wird.
Infos zur Festival-Closingparty am 28. Mai gibt’s über die Festival-Website.
Die Konzerte
Seit Beginn vor 16 Jahren ist das Konzertprogramm das Herzstück des Queerfestivals – so auch in diesem Jahr mit vier Knaller-Konzerten.
Los geht’s am 16. Mai mit dem portugiesischen Musiker und Sänger Salvador Sobral, der 2017 überraschend den ESC gewann, obwohl er musikalisch eher im Singer-Songwriter-Jazz zu Hause ist. Live bringt der Multiinstrumentalist seine schillernden Song-Kleinode mit einer Band und unbändiger Spiel- und Experimentierfreude auf die Bühne.

Foto: Adolfo Bueno / Corinna Clamens
Salvador Sobral
Elektronischer geht die Österreicherin NESS ans Werk; wichtig sind ihr vor allem ihre Texte, in denen sie immer wieder queeres Leben und gesellschaftliche Normen kommentiert und alles in tanzbaren Power-Pop verpackt.
Artifiziell kommt die italienische Rap- und Pop-Diva mit Punk-Attitüde M¥SS KETA am 20. Mai auf die Bühne. Ihr krawalliger Mix aus Elektro, House und Dubstep wird mit entsprechend gepfefferten Texten zu Menschenrechten, Gleichberechtigung und der LGBTIQ*-Welt garniert.

Foto: Kansu Kayaalp
Ebow
Chayas Worldwide: Ebow
Kein Blatt vor den Mund nimmt auch Rapperin Ebow (22. Mai), die ihr aktuelles Album „FC CHAYA“ explizit der queeren Community gewidmet und mit cool gemurmeltem Flow gespickt hat: „Kenn' die sweetesten Babes, sweetesten Gays – Alle diese Girls lieben Girls oder they/thems – Bruder, lass sie los, nur meine Pussy kann sie saven – alle Pretty Babes sind lesbisch“. Word!
Lesungen / Workshops
Am 19. Mai stellt Tarek Shukrallah die Anthologie „Nicht die Ersten“ vor, eine Sammlung von „Bewegungsgeschichten“ queerer Schwarzer Menschen und People of Color in Deutschland von den 1980er Jahren bis heute und eine Bestandsaufnahme der Kämpfe gegen Kapitalismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und für emanzipatorisches Engagement. Das Buch geht auf eine mehrjährige umfangreiche Forschung in Zusammenarbeit mit dem Schwulen Museum Berlin zurück. Zur Buchvorstellung gibt es ein Gespräch mit Tarek Shukrallah, Aktivist Newroz Çelik („Punch Up“), Jasmin Eding von ADEFRA e.V. und Queen und Aktivistin Shayma AlQueer.

Foto: Omar Khlif
Tarek Shukrallah stellt das Buch „Nicht die Ersten“ vor
Die Ballroom-Community ist nicht nur am Eröffnungsabend präsent: Internationale Vouguing-Ikone und Tanz-Lehrer Kendall Mugler lädt am 10. Mai zu einem „Vogue Femme“-Workshop für alle Levels. Der Workshop „Identität (er)finden“ des Performance Theater Heidelberg lässt am 18. Mai die Teilnehmenden spielerlisch ihre Identität erforschen – man braucht keine Vorerfahrung und muss keine Frau sein, lediglich Spielfreude und Lust, sich auf den Prozess einzulassen.
Film-Programm
Das Karlstorkino präsentiert im Mai eine ausgewählte Reihe queerer Filme.
Mit dabei ist unter anderem „Queer“ mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig in der Hauptrolle des flamboyanten US-Amerikaners William Lee. Der Film basiert auf dem gleichnamigen, autobiografisch gefärbten Roman des Dandys der Beat Generation William S. Bourroughs. Regie führt Luca Guadagnino, der schon mit „Call Me By Your Name“ eine ähnlich sinnlich-erotisch aufgeladene Story verfilmte (23. und 24.5.).
Dagmar Schulz portraitiert ich ihrer Doku „A Litany for Survival: The Life and Work of Audre Lorde“ die Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde, deren Einfluss auf die afroamerikanischen, feministischen und queeren Bewegungen auch 30 Jahre nach ihrem Tod spürbar sind. Schulz konzentriert sich auf die Berliner Jahre Audre Lordes von 1984 bis 1992 (25.5.)
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Highlight des Filmprogramms wird die Open-Air-Kinonacht am 21. Mai mit Jim Sharmans Kult-Rock-Musical „The Rocky Horror Picture Show“ aus dem Jahr 1975, das sämtliche Moralvorstellungen und gesellschaftliche Konventionen der damaligen Zeit kräftig durch den Fleischwolf dreht. Im Zentrum des Irrsinns steht der stets in Strapsen gekleidete polysexuelle Transvestit Dr. Frank’n’Furter vom Planeten Transsylvania, der anlässlich der Erschaffung seiner künstlichen Kreatur (und To-Become-Lover) Rocky auf seinem „Schloss“ eine Party gibt, auf die durch eine Verknüpfung unglücklicher Umstände das spießige Paar Brat und Janet gerät. Motto des Films: „Don’t Dream It – Be It!“
9. – 28.5., Queer Festival, Festivalzentrum Karlstorbahnhof, Marlene-Dietrich-Platz 3, Heidelberg, queer-festival.de