Wenn Konservative und Alt-Feministinnen einer Meinung sind, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. In diesem Fall auf das Schwedische Modell – weniger verschleiert: auf ein Sexkaufverbot. Dabei handelt es sich um eine umfassende Kriminalisierung einvernehmlicher Prostitution mit dem Ziel, die Nachfrage danach einzudämmen. Besonders ist dabei, dass nur die Freier*innen bestraft werden, die Sexarbeiter*innen hingegen straffrei bleiben. Schweden führte dieses Vorgehen bereits 1999 ein und wurde so Namenspatron. Wenig überraschend gingen die Zahlen im Prostitutionsgewerbe stark zurück, denn über Nacht wurde eine ganze Branche in die Illegalität gedrängt. Viele andere westliche Länder übernahmen das Modell.
Nur Verlierer
Nun fordert die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag auch hierzulande die Einführung. Deutschland sei zum Puff Europas geworden, sagt deren Vize-Vorsitzende Dorothee Bär. Einen Vorgeschmack, was das bedeuten würde, gab uns der Corona-Lockdown, als alle Bordelle schließen mussten und die Sexarbeiter*innen mit einem Mal ohne Einkommen dastanden. Naturgemäß brach die Nachfrage nach den Dienstleistungen des ältesten Gewerbes nicht ein, und so blühten Straßenstrich, Wohnungsprostitution und Vermittlung im Internet.
Bild: mit KI erstellt
Sexkaufverbot
Diese Effekte halten bis heute an und haben die Arbeitsbedingungen in der Prostitution verschlechtert. Denn in der Unsichtbarkeit der Illegalität steigt das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren und in Abhängigkeitsverhältnisse zu geraten. Beratungsangebote haben kaum noch Möglichkeiten, Sexarbeiter*innen zu erreichen und über Ausstiegsmöglichkeiten, ihre Rechte und Gesundheitsangebote zu informieren.
Moralinsaure Augenwischerei
Bei einem Sexkaufverbot wird zudem die Verhandlungsposition der Menschen in der Sexarbeit geschwächt, weil Freier*innen ihr Risiko einer Bestrafung nutzen können, um Druck auszuüben, indem sie auf sexuelle Praktiken bestehen oder niedrige Preise aushandeln, die der*die Einzelne sonst nicht angeboten hätten. Vornehmlich Migrant*innen, Drogenkonsumierende und Trans*-Prostituierte wären davon mit am stärksten betroffen. Vor allem für sie steigt durch die Arbeit im Verborgenen die Gefahr von Ausbeutung und Gewalt. Gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Übergriffe angezeigt werden. Von diesen negativen Effekten sind auch sexuelle Dienstleistungen unter Männern betroffen, deren Inanspruchnahme ebenfalls kriminalisiert wird, obwohl sie in der Regel unter anderen Bedingungen stattfinden. Ein Kollateralschaden bei dem Rundumschlag mit der Moralkeule.