Wir sind mittendrin in einem Sommer voller Musik, in dem die „Pride Party“-Playlists rauf und runter laufen. Man spielt die Schlager und Evergreens, zu denen schwule Männer mitunter schon vor drei Generationen geschwoft haben, vor allem aber die über Jahrzehnte zu Hymnen gewordenen Songs der androgynen Pop-Combos und unvermeidlichen Diven der 1970er-Jahre bis heute.
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Doch warum hören wir genau diese Musik, wenn Lesben, Bisexuelle, Schwule und Transgender zusammen feiern? Sicher: Viele dieser Stücke transportieren schlichtweg gute Laune und es lässt sich befreit zu ihnen tanzen.
„Relax“
Andere befördern in ihren Texten mehr oder weniger verklausuliert Inhalte, die nach harmlosen Dance-Schnulzen klingen. Subtil senden sie dabei jedoch Botschaften an ein schwul-lesbisches Publikum, in denen sie Themen wie etwa die Zwänge des Doppellebens oder die Sehnsucht nach erfüllter Sexualität ansprechen, ohne dass sich die heteronormative Mehrheitsgesellschaft daran stören könnte. Andere Künstler*innen wurden in den queeren Lieder-Kanon aufgenommen, weil sie zu ihrer Homosexualität standen, sofern es ihnen überhaupt möglich war oder weil sie wenigstens kein Geheimnis mehr daraus machten.
„I want to break free“
Doch selbst homosexuelle Stars, die es regelmäßig in die Charts schafften, konnten nicht ohne Weiteres Musik und Texte produzieren, die sich explizit an ein homosexuelles Publikum richteten. Ganz früher hätte das die Zensur, später die Radiostationen und die Plattenbosse verhindert, auch wenn ihre Bühnenshows und Musikvideos vor schwuler Ikonografie nur so strotzten.
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Männer mit Schallplatte-Pexels
Die vielen Anspielungen und Doppeldeutigkeiten wurden toleriert, sofern die Künstler*innen es nicht übertrieben, es sich halbwegs in den popkulturellen Zeitgeist einordnen ließ oder klamaukig genug war, um nicht ernst genommen werden zu müssen. Denn natürlich geht es auch in der vermeintlichen Glitzerwelt der Musikindustrie um knallharte Wertschöpfungsinteressen. Toleranz erfährt der, der erfolgreich ist, und das, was Geld bringt.
„Immer Liebe“
Lesben, Schwule und Transgender streiten in der Gesellschaft aber nicht bloß um Toleranz durch die Mehrheitsgesellschaft. Nicht darum, dass sie uns und unsere Themen „aushält“. Wirkliche Teilhabe in allen Lebensbereichen gibt es erst durch Akzeptanz. Es ist deshalb wunderbar zu hören, wie in den vergangenen Jahren immer mehr lesbische, schwule und sogar transsexuelle Künstler*innen zu sich stehen und gleichzeitig in ihrer Musik das Lebensgefühl queerer Menschen in aller Offenheit besingen können und es nicht mehr zwischen den Zeilen ihrer Songs verstecken müssen.