Obwohl die Autor*innen dieses im Spätsommer erschienenen Sammelbandes um die Historiker*innen Joanna Ostrowska, Joanna Talewicz-Kwiatkowska und Lutz van Dijk 136 Namen, Fotos und Daten von queeren Opfern erst im letzten Abschnitt des Buches aufzählen, mussten wir beim Querlesen mehrfach pausieren.
Was die rund 20 Mitwirkenden einzigartiges geleistet haben, ist das wissenschaftliche und öffentliche Bewusstwerden eines nach wie vor falschen und verdrucksten Umgangs mit homo-, bi- und mutmaßlich auch trans*- und intersexuellen Opfer des NS-Regimes. Nicht nur in Deutschland, wo – historisch gesehen gerade erst – die Debatte um die Gedenkkugel für lesbische Opfer in der Gedenkstätte Ravensbrück Abgründe misogynen Verdrängens und Verleugnens offenbarte, umso mehr aber noch in Polen und eben dort dem größten und bekanntesten Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Dieses Buch ist nicht nur an Fachleute und andere Historiker gerichtet – im Gegenteil drängt es sich ob seiner vielschichtigen Perspektiven und Herangehensweisen zwischen trockener Dokumentation und flammendem Appell Schüler*innen, Lehrpersonal und eben auch Erika und Max Mustermann geradezu auf. Als Informationsquelle, als Grundlage für eigene Forschung und Entdeckung. Und als Mahnung:
„Es ist natürlich meine Schuld, es ist unsere – so wie aller damals so Denkenden – Schuld. Das waren wir, vorgeblich Freidenkende, Vernünftige, Aufgeklärte, die unsere Denksysteme gedankenlos von den (all-) gemeinen Stereotypen deformieren ließen, die von den Nationalsozialisten verstärkt wurden.“ Marian Turski, polnisch-jüdischer Auschwitz-Überlebender im Geleitwort
24.1., Zoom-Lesung: Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten, 16 – 17:30 Uhr, Anmeldung bitte unter post@zentrum-weissenburg.de, Stichwort „Auschwitz“, Buch: 978-3-89656-289-0 (ISBN), www.querverlag.de