Foto: Günter Reisbeck
Ulrichsplatz 1998
Eröffnung Karl-Heinrich-Ulrichsplatz 1998. Im Bild von rechts: Andreas Schwarzer, damaliger Vorsitzender des Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Alexander Miklosy (BA-Mitglied Rosa Liste), Thomas Niederbühl (Stadtrat Rosa Liste) und Wolfram Setz (Historiker und Ulrichs-Experte).
Für historisch interessierte Münchner Schwule ist er ein fester Begriff: Karl Heinrich Ulrichs. Sehr vielen ist auf jeden Fall der schwule Maibaum ein Begriff, der am Ulrichs-Platz im Glockenbachviertel steht. Genau 20 Jahre ist es heuer her, dass der beliebte Platz nach Ulrichs benannt wurde.
Wie das damals war, 1998? „Sensationell!“, ruft Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl. Er erinnert daran, dass Münchner Schwulengruppen viele Jahre für die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Ulrichs gekämpft haben. „Vorher gab es im öffentlichen Raum nichts zu Ehren der Schwulen- und Lesbenbewegung“, sagt er. Ulrichs übrigens war ein Jurist, der schon im 19. Jahrhundert für die Eheschließung zwischen Männern kämpfte. Beim deutschen Juristentag 1867 (!) in München forderte er (auf Latein!) die Straffreiheit gleichgeschlechtlicher sexueller Beziehungen. Die Benennung des Platzes nennt Niederbühl im Rückblick einen „ersten großen Erfolg der Rosa Liste“ – was diese in diesen Wochen auch feiert.
Wer im Herbst den Einzug in den Bayerischen Landtag feiern darf? Naturgemäß noch unklar. Aber wo es spannend werden kann, das zeichnet sich ab, nachdem die großen Parteien ihre Kandidaten nominiert haben. Als besonders eng gilt der neue Stimmkreis München-Mitte (zu dem Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel gehören). Dort dürfte es die CSU (für die der Stadtrat, Medizin-Professor und Kickboxerin-Gatte Hans Theiss antritt) besonders schwer werden. Andererseits könnte sie davon profitieren, dass die Grünen der SPD viele Stimmen klauen. Denn während für die SPD der weithin unbekannte Michael Ott antritt, geht für die Grünen der Landtags-Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann ins Rennen. In Schwabing tritt der kürzlich aus dem Amt gekippte Ex-Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) gegen Ex-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), BUND-Bayern-Chef Christian Hierneis (Grüne) und die queerpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Isabell Zacharias, an. Auch im Westen wird es interessant, auch wenn die CSU hier am Ende doch wieder alles abräumt. Florian Ritter (SPD) ist schon im Landtag, für die Grünen tritt Ex-Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) gegen Noch-Bürgermeister Seppi Schmid (CSU) an, der dieser Tage in der AZ angekündigt hat, ab Herbst auch wieder als Anwalt in einer Kanzlei arbeiten zu wollen. „Ich bin unabhängig von der Politik“, betonte er da.
Noch aber hat er es mit den alltäglichen Rathaus-Sorgen zu tun. Zum Beispiel mit der Tram durch den Englischen Garten, von der CSU eigentlich viele Jahre bekämpft. Nun ist sie – irgendwie und so ein bisschen – doch dafür. Dafür macht sich die Bayernpartei mit ihrem Bürgerbegehren zum Sprachrohr der Tram-Kritiker. Die großen Rathaus-Parteien sind nach wie vor entspannt, glauben nicht, dass das Bürgerbegehren Erfolg haben wird. Aus der Bayernpartei aber ist zu hören, die Unterschriften seien „stapelweise“ eingegangen.