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Eric BigClit
Die Kinderlesung „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“ in der Münchner Stadtteilbibliothek Bogenhausen mit Dragqueen Vicky Voyage, Dragking Eric BigClit und trans Jungautorin Julana Gleisenberg sorgt für große Aufregung, vor allem bei CSU, AfD und SPD. Die für 13. Juni geplante Veranstaltung stieß bereits gestern bei Stadtrat Hans Theiss (CSU) auf Unverständnis, der in einem Facebook-Post "Frühsexualisierung" anprangerte: "Das verstößt meiner Meinung nach gegen den Kinderschutz und erweist berechtigten Anliegen der LGBTIQ-Community einen Bärendienst." Die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Bogenhausen möchte einen Dringlichkeitsantrag einbringen und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auffordern, die Veranstaltung zu unterbinden. Der wiederum äußerte sich gegenüber BILD eindeutig: "Ich würde mit meinen Enkeln nicht hingehen.“
"Echte Vielfalts- und Akzeptanzförderung"
Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste) und Stadträtin Marion Lüttig (Grüne) betonten higegen, die geplante Veranstaltung bewege sich vollkommen im Rahmen des städtischen Auftrags, auch in der frühkindlichen Pädagogik Toleranz für verschiedenste Lebensentwürfe und Lebensweisen zu fördern. Sie fordern im Namen der Münchner Grünen den Stadtrat auf, sich hinter ihre Stadtbibliothek zu stellen und so echte Vielfalts- und Akzeptanzförderung zu betreiben. Joel Keilhauer, Vorsitzender der Münchner Grünen: „Die Äußerungen von CSU und AfD zur geplanten Lesung lassen tief blicken. Das Mantra „Leben und leben lassen“ gilt für die CSU scheinbar nur, soweit es in ihr Raster aus Weißbier und Trachtenjanker passt. Für uns Grüne ist klar: München ist bunt. Und dazu gehören auch Diversität und gelebte Vielfalt, was scheinbar in das verstaubte Gesellschaftsbild nicht passt."
"Von der kindlichen Unvoreingenommenheit lernen"
Wolfgang Schulz, Landtagskandidat der LINKEN in München Bogenhausen sowie Sprecher für Queerpolitik im Landesvorstand dazu: „Wenn eine Draglesung für Kinder bei CSU und sogar SPD so viel Staub aufwirbelt, zeigt das, dass wir noch lange nicht an dem Punkt sind, an dem queere Menschen sich entspannt zurücklehnen können im Wissen, dass sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und ohne Diskriminierung leben können." Und Adelheid Rupp, Landessprecherin der LINKEN. Bayern, ergänzt: "Vielleicht würde allen Kritiker:innen ein Besuch einer Draglesung sogar guttun. Sie könnten nämlich von den Kindern lernen, dass Interesse und Unvoreingenommenheit die richtigen Herangehensweisen sind und eigene Vorurteile im besten Fall überwinden.“
Für die Veranstalter*innen des Münchner Christopher Street Day könnte sich ein Dilemma auftun: Weicht OB Reiter nicht von seiner Position ab, werden viele aus der Community fordern, ihn nicht mehr an der Spitze der CSD-Parade zuzulassen. Das wiederum wäre ein einmaliger Vorfall (seit 1996 führt das Stadtoberhaupt die Parade an), der zudem für Verwerfungen zwischen Stadtspitze und der LGBTIQ*-Szene führen könnte. Zur Zeit wird noch heftig diskutiert – und hinter den Kulissen laufen die Drähte heiß. Wir halten euch über die Entwicklungen auf dem Laufenden!