Foto: Deutsche Aidshilfe
DAH Kampagne
Das eigene Wissen auf den Prüfstand stellen, sich Vorurteile bewusst machen und korrigieren – dazu regt eine Gemeinschaftskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen Aidshilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember an.
In der am 2. November gestarteten Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“ erzählen sieben starke Persönlichkeiten von ihrem Leben mit HIV, berichten von ihrem alltäglichen Erleben, ihrem HIV-positiven Coming-out und ihrem Umgang mit Widerständen. Das Spektrum reicht von der prominenten Dragqueen Barbie Breakout („Diskriminierung kannst du dir abschminken!“) über die ukrainische Sexualtherapeutin und Veranstalterin von Kuschelpartys Kristina („Ich lebe mit HIV. Komm kuscheln!“) bis hin zur bayerischen Postbotin Hildegard, die mit ihrem Coming-out nicht länger warten will („HIV-positiv: Jetzt zeig ich’s euch!“).
Leben mit HIV heute – fast alle erleben Diskriminierung
Nach Angaben von UNAIDS lebten 2022 weltweit 39 Millionen Menschen mit HIV. In Deutschland waren es 2021 laut Angaben des Robert Koch-Instituts 90.800 Menschen.
HIV ist heute gut behandelbar, wenn auch noch nicht heilbar. Hoch effektive Medikamente verhindern die Vermehrung des Virus im Körper. HIV-positive Menschen bleiben bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung gesund, erkranken also nicht an Aids. Im Rahmen der 2021 durchgeführten Online-Befragung „positive stimmen 2.0“ gaben 90 Prozent der Befragten an, sie würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt.
95 Prozent der Befragten berichteten jedoch von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung in den letzten zwölf Monaten aufgrund von HIV. 52 Prozent gaben an, durch Vorurteile in ihrem Leben beeinträchtigt zu sein. „HIV-positive Menschen erfahren zu oft Vorurteile, veraltete Vorstellungen vom Leben mit HIV und Berührungsängste. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, jeder Form von Ablehnung entgegenzuwirken, damit Menschen mit HIV ohne Stigmatisierung leben können“, so Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Aufklärung und Prävention in der Medizin (BIPAM) und Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Benachteiligung, Zurückweisung und Berührungsängste kommen in allen Lebensbereichen vor, wie eine Umfrage der Deutschen Aidshilfe aus dem Jahr 2020 zeigt: Knapp ein Viertel der Befragten wollte mit HIV-positiven Menschen lieber nicht Geschirr oder Sportgeräte teilen, ein Fünftel fürchtete sich, dieselbe Toilette zu benutzen. Nur die Hälfte der befragten Menschen würde eine HIV-positive Person küssen, die ihnen sympathisch ist. Dabei ist HIV in keiner dieser Situationen übertragbar, unter Therapie auch beim Sex nicht.
All diesen Vorurteilen und Stigmatisierungen treten die vielfältigen Geschichten der Protagonist*innen durch Information, Aufklärung und Selbstbewusstsein entgegen. Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe, selbst HIV-positiv. „In dieser Kampagne zeigen sich Menschen mitten im Leben. Sie demonstrieren einen selbstbewussten Umgang mit Abwertung, Benachteiligung und Berührungsängsten – alles leider immer wieder Teil ihres Alltags. Die Botschaft lautet: Diskriminierung muss sich niemand gefallen lassen.“