Das Internet vergisst nicht. Es hat sogar ein Archiv: So sahen die Seiten für queere Tourist*innen aus. Weiterhin abrufbar über das Archiv web.archive.org/
Die politische Landschaft in Florida verschärft sich weiter: Nachdem das umstrittene „Don’t Say Gay“-Gesetz bereits für internationale Schlagzeilen sorgte, folgt nun der nächste Schlag gegen die LGBTIQ*-Community. Ohne Ankündigung hat die staatliche Tourismus-Website „Visit Florida“ sämtliche Inhalte entfernt, die sich gezielt an queere Reisende richteten.
Bis vor kurzem noch warben die Seiten mit Slogans wie „Sunshine for All“ und hoben die Offenheit und Vielfalt des Bundesstaates hervor. LGBTIQ*-freundliche Strände, Pride-Veranstaltungen und Reisetipps für queere Menschen wurden prominent platziert. Diese Seiten sind nun verschwunden.
Wer also Florida trotzdem bereisen will, kann HIER die Seiten aufrufen
Ein fatales Signal
Die Entfernung der Inhalte wirft viele Fragen auf, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmend restriktiven Politik Floridas unter Gouverneur Ron DeSantis. Das „Don’t Say Gay“-Gesetz, das Diskussionen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Schulen stark einschränkt, scheint nicht der letzte Versuch zu sein, queere Menschen aus dem öffentlichen Leben zu drängen.
Stacy Ritter, CEO von Visit Lauderdale, zeigt sich entsetzt über die Entscheidung:
„Eine gesamte Bevölkerungsgruppe auszulöschen ist keine Marketingstrategie.“
Ihre Kritik richtet sich nicht nur gegen den kulturellen Rückschritt, sondern auch gegen die wirtschaftliche Dummheit dieser Maßnahme. Der queere Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der weltweit jährlich Milliarden umsetzt. Florida könnte durch diesen Schritt einen Großteil dieser Einnahmen verlieren – eine potenzielle Katastrophe für den Tourismussektor, der die wichtigste Einnahmequelle des Staates darstellt.
Foto: Paul Hennessy / NurPhoto / AFP
Die queerfeindliche Agenda von Ron DeSantis hat schon einmal der Wirtschaft Floridas geschadet. Der bizarre Streit mit dem Disney-Konzern kostete mehrere große Investionsprojekte:
➡️ m* Dossier mit allen Beiträgen zu Ron DeSantis
Widerstand aus der Branche
Während die offizielle Tourismusbehörde Floridas sich in Schweigen hüllt – Anfragen von Medien wurden bisher nicht beantwortet –, zeigen sich einige lokale Organisationen kämpferisch. Visit Orlando und andere Tourismusorganisationen distanzieren sich klar von der Entscheidung und werben weiterhin aktiv um LGBTIQ*-Reisende. Sie setzen auf Vielfalt und Inklusivität und sehen darin nicht nur einen moralischen, sondern auch einen wirtschaftlichen Wert. Visit Orlando erklärte gegenüber Forbes:
„Wir können zwar nicht im Namen von Visit Florida sprechen, aber Visit Orlando heißt LGBTQ-Reisende aktiv willkommen und bewirbt unser Reiseziel.“
Die Zukunft des queeren Tourismus in Florida
Bereits im letzten Jahr gab es von der Human Rights Campaign, der größten Menschenrechts-Organisation der USA, eine Reisewarnung für Florida aufgrund der zunehmend feindseligen Gesetzgebung. Nun könnte der Staat endgültig seinen Ruf als offenes und diverses Reiseziel verlieren.
*ck / Quellen: queer.de, Forbes, NBC News