Am Ende der Bergsteigersaison 2021 hat eine Gruppe von Bergsteigern im Rahmen der Pink-Summits-Kampagne die Regenbogenfahne auf dem Mont Blanc, dem höchsten Gipfel Westeuropas, gehisst.
Foto: Steffen Zett / pinksummits.com
Pink Summits
Auf dem Gipfel des Mont Blanc
Die Kampagne, in deren Rahmen ein queeres Bergsteigerteam die sieben höchsten Gipfel aller Kontinente erklimmt, soll Vorurteile und Hass gegenüber LGBTIQ*-Personen bekämpfen. Auch auf dem höchsten Gipfel Europas und Russlands, dem Elbrus, war das Team von Pink Summits bereits mit einer Regenbogenfahne unterwegs. Beim Versuch, die Staatsgrenze zwischen Georgien und Russland zu überschreiten, wurde das Team vom Geheimdienst – dem FSB – gestoppt und verhört. Mehr als sechs Stunden lang hielten die Behörden den Gründer von Pink Summits Dastan Kasmamytov und einen weiteren Bergsteiger fest, bevor sie gehen durften.
„Ich bin sicher, sie haben vorher meinen Nachnamen gegoogelt, denn sie haben sehr persönliche Fragen gestellt. Sie machten auch homophobe und sexistische Witze. Ich musste auch alle schwulen Inhalte auf meinem Handy löschen, aus Angst, dass sie die Inhalte überprüfen“, sagte Dastan Kasmamytov über diese beängstigende Erfahrung.
Schwul sein in Kirgisistan
Pink-Summits-Gründer Dastan Kasmamytov ist in Kirgisien in Zentralasien aufgewachsen. Das Land ist bekanntlich sehr konservativ. So habe seine Familie versucht, seine sexuelle Orientierung zu „heilen“, indem sie ihn zu einem Magier und verschiedenen religiösen Führern brachten. Weil er in dieser schwierigen Zeit nur im unwegsamen Gelände des Tien Shan-Gebirges Ruhe und Kraft fand, habe er mit dem Klettern begonnen, erzählt Dastan.
Wegen seines LGBTIQ*-Aktivismus hat Dastan in seinem Heimatland Gewalt, Misshandlungen, Bedrohungen und Belästigungen erlebt. Als er während einer Pressekonferenz über einen Bericht von Human Rights Watch öffentlich über Polizeigewalt gegen schwule und bisexuelle Männer in Kirgisistan Stellung bezog, erhielt er Morddrohungen. Der Hass, der ihm entgegenschlug, zwang ihn, sein Heimatland zu verlassen. Mit dem Fahrrad fuhr Dastan bis nach Berlin – eine Strecke von fast 9.000 Kilometern – und setzte sein Studium in Deutschland und Norwegen fort. Diese Radtour von Kirgisistan nach Berlin inspirierte ihn, neue Herausforderungen zu suchen, und die Kampagne Pink Summits war geboren (HIER geht‘s zum männer*-Interview mit Dastan).
Pink Summits
Foto: Dastan Kasmamytov
Pink Summits
Pink Summits-Aktion auf dem Kilimandscharo
Das Ziel der Kampagne ist, die sieben höchsten Berge eines jeden Kontinents (die sogenannten Seven Summits) zu besteigen und am Gipfel eine Regenbogenfahne zu hissen. Damit wollen Dastan und sein Team andere queere Menschen dazu inspirieren, trotz Ungerechtigkeit und Grausamkeit für ihre Rechte, Freiheit, Liebe und ihr Leben zu kämpfen. Nebenbei dokumentieren die Bergsteiger ihre Reise und sammeln Spenden für lokale LGBTIQ*-Organisationen und queere Gewaltopfer. Die Spenden aus der Besteigung des Mont Blanc kamen dem französischen Verein Urgence Homophobie zugute, der queere Geflüchtete in Frankreich unterstützt und ihnen Wohnraum und Sicherheit bietet.
Ihr wollt die Kampagne unterstützen?
Neben dem Mount Elbrus und dem Mont Blanc war das Team um Dastan Kasmamytov auch schon auf dem Kilimandscharo, dem höchsten Punkt Afrikas, und auf dem Kosciuszko in Australien. Im Januar 2022 wollen sie den Mount Aconcagua in Argentinien besteigen, den höchsten Gipfel außerhalb Asiens. In Nordamerika will das Team im nächsten Jahr außerdem den Denali bezwingen. Mit der Besteigung des Mount Everest soll die Pink-Summits-Kampagne im Jahr 2025 abgeschlossen werden.
Jede Tour ist eine langfristige Kampagne und erfordert Monate der Vorbereitung. Wenn ihr Dastan und das Pink Summits-Team unterstützen wollt, könnt ihr das auf GoFundMe tun. Das Team freut sich über jede Spende!