Mit Schönebeck sollte die CSD-Saison 2025 in Sachsen-Anhalt eröffnet werden. Doch der fünfte Christopher Street Day in der Stadt endete abrupt – nach Anordnung des Ordnungsamtes, durchgesetzt von der Polizei. Offizielle Begründung: Mängel beim Sicherheitspersonal. Die Veranstalter vom CSD Magdeburg e.V. und zahlreiche Beobachter*innen sprechen hingegen von Schikane und vorgeschobenen Gründen.

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Der CSD Schönebeck 2025. Foto: C.Suthorn (@Life_is@no-pony.farm) - p7press.eu/teilfxfteil, CC BY-SA 4.0, Link
Der Reihe nach: Am 26. April 2025 versammelten sich laut Veranstaltern rund 1000 Menschen auf dem Salzblumenplatz, um für Sichtbarkeit und Rechte zu demonstrieren und zu feiern. Angemeldet war der CSD bis 22 Uhr. Doch gegen 18 Uhr war Schluss – zumindest offiziell. Das Ordnungsamt Schönebeck erließ die Anordnung zur vorzeitigen Beendigung, die Polizei setzte sie um.
Die Darstellung der Ereignisse klafft massiv auseinander. Die Behörden bestehen darauf, dass es Probleme mit dem Sicherheitspersonal gab. Die Veranstalter halten dagegen: Man habe genug Ordner*innen gehabt. Das Problem sei erst entstanden, als das Ordnungsamt plötzlich eine spezifische ID für fest angestellte Ordner*innen verlangte – eine Forderung, die vorher nicht kommuniziert worden sei.
Doch damit nicht genug der Merkwürdigkeiten. Es gibt Berichte, wonach das Ordnungsamt auch den politischen Charakter der Veranstaltung anzweifelte. Ein Liebeslied im Programm soll als nicht politisch genug kritisiert worden sein. Liebe ist nicht politisch? Schön wär’s, dann hätten wir den Salat gerade ja gar nicht nötig! Immer noch ist für unsere Community die schiere Existenz, das Zeigen von Liebe in der Öffentlichkeit, ein politisches Statement – erst recht in Zeiten, in denen rechte Rhetorik und Anfeindungen zunehmen.
Politisch ist die Sache jetzt auf jeden Fall: Die Linke queer hat die Auflösung als „eindeutig rechtswidrig“ verurteilt und fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen im Ordnungsamt sowie eine Stellungnahme von Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Diese steht bisher aus. Der CDU-Abgeordnete Tobias Krull würdigte CSDs im Landtag von Sachsen-Anhalt als politische Versammlungen und betonte die Notwendigkeit polizeilicher Sensibilität, verurteilte den Abbruch in Schönebeck im vorliegenden Auszug jedoch nicht direkt.
Um die Hintergründe zu klären, haben wir Presseanfragen an Polizei, Ordnungsamt und Oberbürgermeister gesendet und um Antworten zur Rechtsgrundlage, Sicherheitsmängeln und der Rolle des politischen Charakters gebeten. *ck