Es gibt viele gute Gründe, Sport zu treiben, die nichts mit patriarchalen Schönheitsidealen zu tun haben. Zum Beispiel, um schneller rennen zu können als die Polizei, länger zu leben als die eigenen Feinde, mehr Ausdauer im Bett zu haben, nachts endlich durchzuschlafen oder einfach mal Musik zu hören, ohne dass jemand dazwischenquatscht. Für queere Menschen kommt noch ein besonderer Aspekt hinzu: sich selbst und andere zu stärken – sichtbar, solidarisch und selbstbewusst.
Mehr als Muskeln
Sport ist gut für den Körper – und oft noch wichtiger für die Seele. Das gilt besonders für Lesben, Schwule und Transgender. Studien zeigen, dass sie häufiger unter psychischen Belastungen leiden: Depressionen, Angststörungen und Suchtprobleme treten überdurchschnittlich oft auf. Die Ursachen liegen nicht in der Identität, sondern in alltäglichen Erfahrungen von Diskriminierung, Ablehnung und Unsichtbarkeit. Regelmäßige Bewegung kann eine echte Stütze sein, denn Sport stärkt nicht nur Muskeln, sondern auch Selbstvertrauen, Struktur und Lebensfreude.

Bild mit KI erstellt
Auch in queeren Kreisen wirken normierende Körperbilder: zu dick, zu dünn, zu feminin, zu wenig Muskeln.
Mannschaft* und Mindset
Sport verbindet. Beim gemeinsamen Training entstehen Nähe, Gespräche, Vertrauen. Was in Szenebars mit Alkohol beginnt, wächst hier nüchtern, ehrlich und direkt – mit Muskelkater statt Alkoholkater und mit Wirkung, die über das Training hinausreicht. Sport ist ein Teil unserer Gesellschaft. Wer ihn in queeren Gruppen ausübt, macht queeres Leben sichtbarer und rückt damit weiter in die gesellschaftliche Mitte. Gerade queere Sportgruppen schaffen Räume, in denen Menschen sich zum ersten Mal willkommen fühlen.
Queere Fairness erleben
Ein Beispiel ist der Frankfurter Volleyball-Verein (FVV), der in diesem Jahr vierzig wird. Er gehört zu den größten LGBTIQ*-Sportvereinen Europas. Hier und in ähnlichen Vereinen gilt queere Fairness – also gegen Diskriminierung anarbeiten, gerechte Zugänge ermöglichen, Stereotype hinterfragen und Räume schaffen, in denen sich alle sicher fühlen können. In solchen Gemeinschaften entstehen Bindungen, gegenseitige Unterstützung und Verlässlichkeit – bis hin zur Bereitschaft, füreinander einzustehen, wenn es nötig wird.
Körper, Kämpfe, Klischees
Natürlich ist Sport nicht automatisch inklusiv. Homophobie im Profifußball, Transfeindlichkeit in Umkleiden oder Bodyshaming im Fitnessstudio gehören leider noch zum Alltag. Auch in queeren Kreisen wirken normierende Körperbilder: zu dick, zu dünn, zu feminin, zu wenig Muskeln. Umso wichtiger sind Räume, die andere Maßstäbe setzen wie etwa queere Turniere, inklusive Trainingsangebote oder Body-Positivity-Gruppen. Wer hier mitmacht, zeigt: Mein Körper gehört mir. Und vieles, was man beim Sport lernt, lässt sich auf den queeren Alltag übertragen: fair bleiben, wenn’s schwierig wird, Herausforderungen annehmen statt ausweichen, sich wehren statt schweigen, bisherige Erfolge feiern – und auf jene hinarbeiten, die noch möglich sind.