Den Teilnehmenden des diesjährigen Eurovision Song Contest ist es nach den neuen Regeln der Europäischen Rundfunkunion (EBU) untersagt, auf der Bühne oder bei offiziellen Veranstaltungen Pride-Flaggen zu schwenken. Der neuen Flaggenregelung zufolge dürfen nur noch jene Flaggen gezeigt werden, die das Land des jeweiligen Teilnehmenden repräsentiert. Zuvor durften Teilnehmer*innen sowohl die Nationalflagge als auch die Pride-Flagge zeigen.
In den offiziellen Räumen der Eurovision – im Eurovision Village, im Green Room, auf dem türkisfarbenen Teppich und auf der Bühne – sind nur noch Nationalflaggen erlaubt, so dass die Regenbogenflagge, die palästinensische Flagge und das Banner der Europäischen Union für die Künstler*innen verboten sind. In der aktualisierten Richtlinie heißt es, dass die Künstler*innen „nur die offiziellen Flaggen des Landes zeigen dürfen, das sie beim Wettbewerb vertreten“. Damit soll verdeutlich werden, welches Land die Teilnehmer*innen vertreten, argumentierte die EBU gegenüber CNN.

Foto: Fabrice Coffrini / AFP
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ESC 2025
Lockerung bei Regelungen für Publikum
Während für die Darsteller*innen strengere Vorschriften gelten, wurden die Regeln für die Zuschauer*innen gelockert. Die Publikumsflaggenregelung von 2025 verbietet Flaggen mit rassistischem oder diskriminierendem Inhalt, einschließlich Symbolen, die zu Hass oder Gewalt aufrufen, Flaggen, die als beleidigend oder diffamierend angesehen werden können, sowie Flaggen mit Symbolen verbotener terroristischer Organisationen.
Nach der neuen Regelung dürfen die Zuschauer*innen in Basel somit jede nach Schweizer Recht zulässige Flagge schwenken, palästinensische Banner eingeschlossen. Zuvor waren palästinensische Flaggen aufgrund der seit langem geltenden Regeln verboten, die Flaggen von nicht konkurrierenden Ländern und Gebieten untersagten. Ein Teilnehmer, der Schwede Eric Saade, trug während des Halbfinales im vergangenen Jahr in Malmö diskret eine Keffiyeh – das Symbol der palästinensischen Solidarität.
Einschränkung von LGBTIQ*-Sichtbarkeit
Die gemeinsam von der EBU und dem Schweizer Host Broadcaster SRG SSR verabschiedete Regel löste innerhalb der Community heftige Reaktionen aus. Kritiker*innen sehen in der neuen Politik eine Einschränkung der Sichtbarkeit von LGBTIQ* ... und das bei einer Veranstaltung, die für ihre queere Fangemeinde bekannt ist.
Die niederländische Menschenrechtsorganisation COC Nederland bezeichnete das Verbot von Pride-Flaggen für Darsteller als „geradezu lächerlich“. „Das ist so, als würde man Menschen verbieten, Händchen zu halten, sich zu küssen oder einen Ohrring zu tragen“, sagte ein Sprecher in einer Pressemitteilung. „Die Flagge ist ein Symbol dafür, wer man ist.“
Maria Sjödin, Geschäftsführerin der LGBTIQ*-Menschenrechtsorganisation Outright International, sagte gegenüber CNN, die Eurovision sei „seit langem ein wichtiger Raum für die LGBTIQ-Gemeinschaft“ und „sowohl Künstler*innen als auch Publikum [sollten] die Freiheit haben, dies offen zu feiern“.
„Die Begrenzung der Unterstützung für die Gleichberechtigung – durch Flaggen, Farben oder Worte – schwächt den Geist der Eurovision, die von Vielfalt, Kreativität und Freiheit lebt.“