Während die Situation für queere Menschen weltweit zunehmend schwieriger wird, hält Deutschland die Fahne der Akzeptanz weiterhin hoch. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos zeigt, dass die Deutschen in Sachen Gleichstellung immer progressiver werden – auch wenn es einen kleinen Wermutstropfen gibt.

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Der Schutz ist den meisten wichtig
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 78 Prozent der Deutschen sind dafür, dass lesbische, schwule und bisexuelle Menschen vor Diskriminierung am Arbeitsplatz oder bei der Wohnungssuche geschützt werden. Auch für den Schutz von transgeschlechtlichen Menschen sprechen sich 75 Prozent aus – beides Werte, die im Vergleich zum Vorjahr um satte fünf Prozentpunkte gestiegen sind.
Und es wird noch besser: 74 Prozent der Befragten befürworten, dass gleichgeschlechtliche Paare bei Adoptionen die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Paare, und 71 Prozent stehen hinter der gleichgeschlechtlichen Ehe. Das zeigt: Die Gleichberechtigung ist in vielen Köpfen angekommen und wird breit unterstützt.
Sogar bei der „dritten Option“ in offiziellen Dokumenten für nicht-binäre Menschen gibt es eine Mehrheit: 52 Prozent sind dafür. Und fast die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) befürwortet Gesetze, die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität verbieten. Nur 18 Prozent sind dagegen – eine erfreulich niedrige Zahl.
Ein Dämpfer beim Sport: Trans-Athlet*innen im Leistungssport
Doch es gibt auch einen Bereich, in dem Deutschland dem globalen Trend folgt und die Akzeptanz abnimmt: Transgeschlechtliche Menschen im Leistungssport. Nur ein Viertel der Deutschen befürwortet deren Teilnahme, ein Rückgang von sechs Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 39 Prozent sprechen sich sogar dagegen aus. Weltweit ist die Zustimmung seit 2021 um zehn Prozentpunkte gesunken. Das zeigt, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist und die oft hitzigen Debatten ihre Spuren hinterlassen.
Weltweiter Rückschritt – Deutschland als Ausnahme?

Global betrachtet ist die Lage deutlich ernüchternder. Ipsos berichtet von einem zunehmenden Druck auf queere Menschen, insbesondere in den USA. Weltweit unterstützen nur 47 Prozent der Befragten Menschen, die offen zu ihrer Homo-, Bi- oder Transidentität stehen – acht Prozentpunkte weniger als noch 2021. In den USA ging dieser Wert sogar um 13 Prozentpunkte zurück und liegt bei nur noch 43 Prozent.
Das spiegelt sich auch im Anteil der Befragten wider, die sich selbst als queer identifizieren: Global sind es neun Prozent, zwei Punkte weniger als 2024. Deutschland ist hier eine erfreuliche Ausnahme: Zwölf Prozent der Deutschen sehen sich als Teil der LGBTIQ*-Gemeinschaft – unverändert zum Vorjahr und damit zählt sich etwa jeder Achte dazu.
Besonders in Brasilien (15 Prozent), Kanada (14 Prozent), Chile und Schweden (je 13 Prozent) identifizieren sich viele Menschen als queer. Am unteren Ende der Skala liegen Polen, Kolumbien und Südkorea mit jeweils nur fünf Prozent.
Generationenunterschiede: Junge Frauen an der Spitze
Interessant ist auch der Blick auf die Altersgruppen: Während bei den Babyboomern (Jahrgänge 1946-1964) nur fünf Prozent angaben, queer zu sein, sind es bei der Generation Z (geboren ab Mitte der 90er) ganze 14 Prozent. Das zeigt, wie sich gesellschaftliche Normen verschieben und junge Generationen offener mit ihrer Identität umgehen.
Apropos Offenheit: Junge Frauen sind hier besonders progressiv. Weltweit unterstützen 59 Prozent von ihnen queere Menschen, die offen mit ihrer Identität umgehen. Bei den jungen Männern sind es dagegen nur 38 Prozent. Das gibt zu denken und zeigt, wo vielleicht noch mehr Sensibilisierung und Aufklärung gefragt ist.
Für die Studie befragte Ipsos zwischen dem 25. April und 9. Mai 2025 insgesamt 19.028 Menschen in 26 Ländern online, darunter rund tausend Deutsche zwischen 16 und 74 Jahren. *ck/AFP