Während sich im Bundestag die Debatte um ein Stück Stoff in Regenbogenfarben hochschaukelt, zeigt das Bundesverteidigungsministerium Haltung. Am Donnerstag, dem 3. Juli 2025, wurde pünktlich wie eh und je die Regenbogenflagge an den Dienstsitzen in Berlin und Bonn gehisst. Ein jährliches Ritual, das die Wertschätzung für queere Soldatinnen und Soldaten unterstreichen soll und – so betont man auf der ministeriellen Website – ein klares Bekenntnis zu Vielfalt und gegen Diskriminierung darstellt.

Foto: Bundeswehr / Vasco Wienandt
Hissen der Regenbogenflagge am 3. Juli 2025 vor dem Bundesverteidigungsministerium
„Der 3. Juli ist für die Bundeswehr ein bedeutsamer Tag“, heißt es aus dem Ministerium. Man wolle damit all jene erreichen, die seinerzeit im Wehrdienst auf ihre sexuelle Orientierung reduziert wurden. Dr. Jan Stöß, Leiter der Abteilung Recht und Organisation im Verteidigungsministerium, unterstrich, dass sich der Wind in der Bundeswehr gedreht habe:
„Hier zählt heute Kameradschaft unabhängig von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität.“
Ein Fortschritt, der sich über Jahrzehnte hinweg anbahnen musste, denn bis zum 3. Juli 2000 wurden homosexuelle Soldatinnen und Soldaten systematisch diskriminiert – ein Erlass aus dem Jahr 1984 machte es möglich. Erst die Klage eines Betroffenen führte zur Aufhebung dieses Unrechts. Im Juli 2021 trat dann das „Gesetz zur Rehabilitierung der wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen, wegen ihrer homosexuellen Orientierung oder wegen ihrer geschlechtlichen Identität dienstrechtlich benachteiligten Soldatinnen und Soldaten“ (Sold7RehaHomG) in Kraft, welches wehrdienstgerichtliche Urteile aufhebt und Betroffenen eine Entschädigung zuspricht (m* berichtete).
Bundeswehr flaggt auch zum CSD
Doch während die Bundeswehr nachhaltig bemüht ist, ihre eigene diskriminierende Vergangenheit aufzuarbeiten und ein Zeichen der Solidarität zu setzen, kocht an anderer Stelle die queerpolitische Suppe über. Kürzlich entbrannte eine hitzige Debatte, als Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) entschied, die Regenbogenflagge dieses Jahr nicht am Bundestag zum Christopher Street Day (CSD) hissen zu lassen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprang ihr zur Seite und verteidigte die Entscheidung als „richtig“: Der Bundestag sei „ja nun kein Zirkuszelt“, auf dem beliebig Fahnen gehisst werden könnten. Diese Aussage sorgte erwartungsgemäß für scharfe Kritik aus der Community und von queeren Verbänden.
Das Verteidigungsministerium reagierte auf diese Debatte mit einer eigenen Ansage: Am 26. Juli, dem Christopher Street Day, wird die Regenbogenflagge als „Innenbeflaggung“ im Berliner Dienstsitz des Ministeriums wehen. Ein kleiner, aber feiner Seitenhieb gegen die Borniertheit mancher Spitzenpolitiker, die offenbar noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen sind. Denn wie Dr. Jan Stöß richtigerweise betont:

Foto: Bundeswehr / Haehnel
Regenbogenbeflaggung am3. juli 2025 vor dem Dienstgebäude des Verteidigungsministeriums in Bonn
„Das Setzen der Regenbogenflagge an beiden Dienstsitzen des Bundesministeriums der Verteidigung ist nicht nur ein Bekenntnis zur Solidarität mit queeren Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr, sondern ein Zeichen der Solidarität mit allen Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität diskriminiert werden.“
Hoffen wir, dass dieser Wind der Veränderung auch bald durch die Gänge des Bundestages weht – und dort nicht nur Fähnchen, sondern auch Köpfe zum Nachdenken bringt. *ck/AFP/BMVg