
Foto: @luke_carter_art
Der Künstler hat in Bristol Illustration studiert und lebt seit 2018 in Leipzig, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst machte er 2024 sein Diplom in Malerei und Grafik.
In seiner künstlerischen Arbeit spielt er mit verschiedenen Techniken – von Linol- und Holzschnitten über Öl- und Acrylfarben bis hin zu Zeichnungen und Wandmalereien. Thematisch dreht sich bei ihm vieles um Queerness, Sexualität und Männlichkeit. Ab dem 22. Mai zeigt die Münchner Kunstbehandlung Werke von Luke Carter in der Kabinettausstellung „Graphic Desire“. Zuvor ist seine Kunst schon in Berlin in der Galerie The Ballery im Rahmen der Gruppenausstellung „Mein schwules Auge“ zu sehen, die am 17. April startet. Im Sommer dann, ab dem 17. Juni, stellt Luke Carter in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz aus. Wir erreichten den Künstler für ein Interview.
Wie entsteht bei dir ein Bild? Das ist nicht so einfach zu beantworten, da ich mit verschiedenen Medien arbeite, aber der Ausgangspunkt ist meist derselbe: Ich beginne mit kleinen Skizzen, die mir helfen, ein Konzept zu konkretisieren und Dinge wie Komposition und Farbe festzulegen. Wenn mir eine Idee gefällt, fertige ich größere Skizzen an und probiere verschiedene Varianten aus. Wenn ich damit zufrieden bin, beginne ich mit dem endgültigen Kunstwerk.
Queere Sexualität spielt auch eine Rolle bei deiner Kunst. Meine erste echte Verbindung zur Kunst fand ich als Teenager, als ich erotische Zeichnungen anfertigte. Das half mir, mich mit meiner Sexualität und Identität auseinanderzusetzen. Ich denke, Sexualität spielt in unserer Kultur und Psychologie eine große Rolle, die über den körperlichen Akt hinausgeht. Sie erinnert uns an unsere animalische Natur und treibt uns an, uns zu verbinden und kreativ zu sein. Ich meine, Sexualität spielt in jeder Kunst eine Rolle, sie ist nur manchmal offensichtlicher.
Wie lebt es sich als queerer Brite in Leipzig? Ziemlich gut, würde ich sagen! Ich bin 2018 als „Brexit-Flüchtling“ aus Großbritannien nach Leipzig gezogen und denke, es war die beste Entscheidung meines Lebens. Anfangs war ich von der Kunsthochschule und der Leipziger Geschichte der Druckgrafik angezogen, entdeckte jedoch bald eine kleine, aber florierende queere Szene. Einer meiner Lieblingsorte in Leipzig ist der Hundestrand am Cospudener See, der mittlerweile auch ein inoffizieller FKK-Strand ist. Mit Freunden Radler in der Sonne trinken und nackt schwimmen zu können, als wäre es das Normalste der Welt (was es auch ist) – so etwas findet man in Großbritannien nicht so oft.
Ab Ende Mai stellst du in Bayern aus, in München bei der Kunstbehandlung. Was magst du an der Kunstbehandlung? Ich bin Galerien wie der Kunstbehandlung mit ihrem Fokus auf schwuler und queerer Kunst sehr dankbar. Sie bieten Künstlern eine wertvolle Möglichkeit, Werke auszustellen, die in konventionelleren Galerien unter Umständen abgelehnt werden. Insbesondere die Kunstbehandlung war außergewöhnlich freundlich und unterstützend.
Und worauf freust du dich 2025? Das ist schwierig. Es fällt mir schwer, mich im Moment wirklich auf Dinge zu freuen, so wie die Weltlage ist. Ich freue mich sehr, dieses Jahr wieder beim IBUG dabei zu sein – einem Urban-Arts-Festival, das jedes Jahr an einem anderen alten Industriestandort in Sachsen stattfindet. Ansonsten bin ich mit ein paar Freunden beim „WHOLE Festival“, was immer ein schönes Stück queer-hedonistischer Utopie ist.
*Interview: Michael Rädel